Hast du dich schon einmal gefragt, warum es manchen Menschen leichter fällt als anderen, auf Kohlenhydrate zu verzichten und strikt ketogen zu leben? Manche scheinen immun gegen die (kohlenhydratlastigen) kulinarischen Genüsse, während anderen wiederum der Anblick von Kuchen und Co. das Herz förmlich höher schlagen lässt. Woher also kommt so ein unterschiedliches Essverhalten und wie kann uns die Forschung dazu dabei helfen, eine ketogene Ernährungsweise konsequenter durchzuführen? Die Esstypen verraten es!

Du bist, wie du isst – die drei Esstypen

Die Ernährungsforschung unterscheidet beim Essverhalten drei Typen: Emotionale, externale und restriktive Esser.

Esstypen Ketose

Emotionale Esser essen mehr, wenn sie Emotionen wie Glück oder Frustration empfinden. Wohlgemerkt handelt es sich hierbei um positive genauso wie negative Emotionen, die diesen Prozess einleiten!

Externale Esser reagieren vermehrt auf äußere Reize wie Tageszeiten, die mit Essen assoziiert werden oder eine gemütliche Runde mit Freunden, in der gegessen wird.  Dieser Esstyp reagiert demnach weniger auf das eigene Hungergefühl, sondern auf Informationen von außerhalb, die signalisieren, wann Essen auf dem Plan steht.

Restriktive Esser dagegen scheinen dauerhaft in einem Diätmodus zu sein. Sie regulieren ihre Nahrungsaufnahme vor allem durch die Regeln, die sie sich selbst auferlegt habe. Die Forschung hat allerdings gezeigt, dass Menschen mit diesem Esstyp ihre Diätvorsätze über Bord werfen, sobald die ihre selbst gesetzten Regeln gebrochen haben. Ganz nach dem Motto: Wenn ich schon sündige, dann richtig. Morgen kann ich ja wieder mit der Diät weitermachen. Das führt zudem dazu, dass speziell diese Gruppe eher dazu neigt, mehr Kalorien als gewollt zu sich zu nehmen.

Das Entscheidungsverhalten auf der Probe

In meiner Masterarbeit habe ich mich mit dem Entscheidungsverhalten bei diesem Esstyp beschäftigt. Vor allem restriktive Esser scheinen nämlich den kulinarischen Reizen eher zu verfallen – und das, obwohl sie sich ja eigentlich in einem dauerhaften Diätzustand befinden. Wie kommt es also, dass gerade bei dieser Gruppe das Verhalten so stark vom Vorhaben abweicht?

Die Zielkonflikttheorie  – Esstypen im Zwiespalt

Die Zielkonflikttheorie von Stroebe, Mensink, Aarts, Schut und Kruglanski (2008) besagt, dass sich restriktive Esser im Zwiespalt zwischen zwei konträren Zielen befinden. Einerseits wollen sie ihr Gewicht in Schach halten, andererseits haben sie den Wunsch, das Essen in vollen Züge zu genießen.
Die Forschungslage hierzu ist jedoch uneindeutig. Ist es die Zwickmühle, die sie dazu bringt, ihr Diätvorhaben über Bord zu werfen oder ist es eher so, dass sie gar keinen Konflikt empfinden, sondern schnurstracks das auswählen, wonach sie gelüsten?

Wenn Kopf und Bauch sich nicht einig werden

Ziel meiner Arbeit zu den verschiedenen Esstypen war es einerseits, herauszufinden, inwieweit restriktives Essverhalten und das Entscheidungsverhalten zusammenhängen. Zudem wollte ich herausfinden, ob das Entscheidungsverhalten dieser Gruppe die Menge an konsumierten Kalorien beeinflusst. Dazu habe ich ein Experiment ausgewählt, bei dem den Probandinnen am Computerbildschirm jeweils am rechten und linken oberen Rand ein Nahrungsmittelbild präsentiert wurde, von dem sie das auswählen sollten. Dabei sollten sie gerade das auswählen, das sie im Anschluss gerne Essen würden. Hierbei habe ich die Reaktionszeit und die Bewegungen der Maus im Entscheidungsprozess erfasst (Mousetracker-Paradigma nach Freeman & Ambady, 2010). Die Bewegungen sollten mir einen Hinweis darauf gegeben, wie stark die Anziehungskraft des Bildes ist, das sie nicht ausgewählt haben.

Esstyp_Ketose_ZielkonfliktAmbivalenz in Aktion – was die Sicherheit der Entscheidung enthüllt

Meine Idee dahinter war, dass gezügelte Esser bei einer Auswahl zwischen hoch- und niedrigkalorischen Speisen längere Reaktionszeiten und eine größere Unsicherheit in der Entscheidung aufweisen sollten. Diese Unsicherheit wäre dabei dadurch deutlich geworden, dass sie auf dem Weg zum ausgewählten Bild öfter zwischen den zwei Alternativen hin und her schwenken als nicht-restriktive Esser. Zudem habe ich erfasst, ob sich diese Gruppe öfter für die kalorienreichere Alternative entschieden hat und welche Rolle Impulsivität dabei spielte.

Nicht der Esstyp entscheidet über den Umgang mit geschmacklichen Verlockungen

Alles in Allem zeigt die Auswertung, dass nur für nicht-restriktive Probanden die Auswahlhäufigkeit der kalorienreicheren Alternative auch zu einem höheren Kalorienkonsum geführt hat. Restriktive Esser scheinen also entgegen den bisherigen Forschungsergebnissen einer kulinarischen Versuchung durchaus erfolgreich widerstehen zu können.

Die Erfassung der Mausbewegung enthüllte auch, dass es keine Hinweise darauf gibt, dass restriktive Esser in der Wahl zwischen einem hoch- und einem niedrigkalorischen Nahrungsmittel einem Zielkonflikt unterliegen. Mit anderen Worten: Die Entscheidung wird zielstrebig gefällt und scheint wenig Ambivalenz zu enthüllen. Allerdings zeigte sich des weiteren, dass Impulsivität mit der Auswahlhäufigkeit des Lebensmittels zusammenhängt, das mehr Kalorien aufweist. Diese Eigenschaft sagt somit auch einen höheren Kalorienkonsum vorher.

Und was sagt uns das für die Auswahl ketogener Lebensmittel?

Was lernen wir aus dieser Arbeit zu den Esstypen? Wenn du dich im Diätmodus befindest, führt das nicht unbedingt dazu, dass du kulinarischen Versuchungen schneller erliegst.

Esstyp_Ketose_VersuchungNeigst du jedoch zu impulsivem Verhalten, kann dir genau diese Eigenschaft einen Strich durch die Rechnung deiner Diätpläne machen. Und zwar gilt das gerade für kohlenhydrat- und kalorienlastige Nahrungsmittel.

Bist du also gerade dabei, eine ketogene Ernährungsumstellung durchzuführen und zählst zudem zu den etwas impulsiveren Zeitgenossen, könnte es dir schwerer fallen, dich an deinen Essplan zu halten.

Was wir somit aus dieser Forschung für die Ketose lernen: Gerade impulsive Menschen sollten besonders stark auf Selbstkontrolle achten!

Was denkst du zu den verschiedenen Esstypen? Welcher Esstyp  passt zu dir?

Noch mehr zu Essensplänen und dazu, was wir für unsere ketogene Ernährung aus der Forschung lernen können:

Freeman, J. B., & Ambady, N. (2010). MouseTracker: Software for studying real-time mental processing using a computer mouse-tracking method. Behavior Research Methods, 42(1), 226-241.

https://link.springer.com/article/10.3758/BRM.42.1.226 

Geliebter, A., & Aversa, A. (2003). Emotional eating in overweight, normal weight, and underweight individuals. Eating behaviors, 3(4), 341-347.

http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1471015302001009 

Herman, C. P., & Mack, D. (1975). Restrained and unrestrained eating. Journal of personality, 43(4), 647-660.

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1467-6494.1975.tb00727.x/full 

Polivy, J. (1996). Psychological consequences of food restriction. Journal of the American dietetic association, 96(6), 589-592.

http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0002822396001617 

Stroebe, W., Mensink, W., Aarts, H., Schut, H., & Kruglanski, A. W. (2008). Why dieters fail: Testing the goal conflict model of eating. Journal of Experimental Social Psychology, 44(1), 26-36.

http://goallab.nl/publications/documents/Stroebe,%20Mensink,%20Aarts,%20Schut,%20Kruglanski%20(2008)%20-%20why%20dieters%20fail.pdf 

Van der Laan, L. N., de Ridder, D. T., Charbonnier, L., Viergever, M. A., & Smeets, P. A. (2014). Sweet lies: neural, visual, and behavioral measures reveal a lack of self-control conflict during food choice in weight-concerned women. Frontiers in behavioral neuroscience, 8.

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4033222/ 

Van Strien, T., Frijters, J. E., Bergers, G., & Defares, P. B. (1986). The Dutch Eating Behavior Questionnaire (DEBQ) for assessment of restrained, emotional, and external eating behavior. International journal of eating disorders, 5(2), 295-315.

http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/1098-108X(198602)5:2%3C295::AID-EAT2260050209%3E3.0.CO;2-T/full 

Van Strien, T., Herman, C. P., & Verheijden, M. W. (2009). Eating style, overeating, and overweight in a representative Dutch sample. Does external eating play a role?. Appetite, 52(2), 380-387.

http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0195666308006156