Beginnst du mit einer Keto- oder Low-Carb-Diät oder bist mitten dabei, so wirst du vielleicht mit einigen kritischen Bemerkungen von deiner Familie oder Freunden konfrontiert. Wie auf alle Veränderungen in unserem Leben reagieren Mitmenschen oft mit Unverständnis oder Skepsis, wer kennt das nicht? Beim Thema Ernährung schwingt oft auch ein bisschen Sorge mit. Ist diese merkwürdige Keto-Diät der Beginn einer Essstörung? Auch du kannst dich das fragen: Habe ich eine Essstörung? Dabei kannst du überlegen, ob du Anzeichen dafür erkennen kannst.

(Keto-)Diät – gut oder böse?

Wenn du mit Keto abnehmen möchtest, hast du dich sicherlich darüber informiert, welche Vorteile eine ketogene Ernährungsweise hat und wieso sie gesund für dich sein kann. Im Vordergrund sollten deshalb die positiven gesundheitlichen Auswirkungen von Keto-Diät für dich stehen. Du kannst jedoch auch Gewicht durch Keto verlieren, was häufig ein gewünschter und angenehmer Nebeneffekt ist. Zwangsläufig wirst du dich nun verstärkt mit Nahrungsmitteln und ihren Nährwerten, vielleicht auch Kalorien auseinandersetzen, um herauszufinden, was eine ketogene Ernährung bedeutet und welche Nahrungsmittel dir welche Nährstoffe liefern. Aber heißt das auch, dass du Gefahr läufst, essgestört zu werden?

Habe ich eine Essstörung?

Unter den Begriff „Essstörung“ fallen zum Beispiel Essanfälle, Magersucht und Bulimie. Sie äußern sich durch unkontrolliertes Verschlingen großer Mengen Nahrung, dem selbst herbeigeführten Erbrechen oder dem stark reduzierten Essen sowie durch Verweigerung von Nahrungsaufnahme und Kalorien. Häufig verbunden ist dies mit großer Angst vor dem Zunehmen und Schuldgefühlen. Wenn sich alle Gedanken nur noch Kalorien und Essen drehen und eine Teilnahme am sozialen Leben kaum mehr möglich ist, solltest du aufmerksam werden. Dann kannst du die Frage: „Habe ich eine Essstörung?“ vielleicht mit „ja“ beantworten. Auch wenn du dich permanent für dich, deinen Körper und dein Essverhalten schämst, sind das erste Anzeichen für eine Essstörung.

Wie eine Essstörung entsteht

Zur Entstehung von Essstörungen gehören viele Faktoren. Wir sind durch die Medien und auch durch unsere Kultur in unserer Wahrnehmung von Schönheit geprägt. Schönheits- und Schlankheitsideale in der Werbung etc. gaukeln uns vor, wie wir aussehen sollten und versprechen uns Erfolg, Beliebtheit und ein glücklicheres Leben. Durch verbissenes Nacheifern kann es passieren, dass man sich in diesen Idealen verliert. Auch dein Selbstwertgefühl spielt eine wichtigere Rolle. Durch Selbstzweifel und dem Wunsch, alles perfekt zu machen und allen zu gefallen, können sich negative Denkmuster um das Essen verfestigen. Häufig entsteht dies schon in deiner Kindheit im familiären Rahmen und in der Pubertät wirst du und dein Selbstwert ganz schön auf die Probe gestellt. Ist deine Einstellung dir gegenüber aber im Allgemeinen positiv, schützt sie dich meist vor einer Essproblematik.

Warum machst du eine Keto-Diät?

Nicht jede Diät bedeutet, dass man auf der Schwelle zu einer Essstörung steht. Durch Keto eine Essstörung zu entwickeln ist eher untypisch. Generell führt eine bestimmte Ernährungsweise nicht zu Essstörungen! Habe ich eine Essstörung? Nur weil du ketogen isst, ist die Antwort auf diese Frage also eher nein.

Essstörungen sind psychosomatische Krankheiten, kurz gesagt: eine Essstörung beginnt im Kopf. Menschen, die unter einer Essstörung leiden, denken andauernd und in negativer Art und Weise über Essen, Nahrungsmittel und ihr Äußeres nach.

Frage dich: Aus welchen Gründen mache ich die Keto- oder Low-Carb-Diät? Wenn die Antwort lautet, dass du mehr über diese Ernährungsweise und deinen Körper lernen und von den Vorteilen profitieren willst, musst du dir keine Sorgen machen. Habe ich eine Essstörung? – Nein. Keto an sich stellt nämlich keine Gefahr dar, solange sich deine Gedanken nicht permanent und negativ um abnehmen und deine Figur drehen, bist du auf der sicheren Seite.

Hast du allerdings schon die Erfahrung gemacht, dass du dazu neigst, in Extreme zu verfallen? Neigst du dazu zu perfektionistisch zu sein und dich so weit in Ernährung zu vertiefen, dass du das Gefühl hast, die Kontrolle über ein gesundes Maß zu verlieren? Dann solltest du dies als mögliche Anzeichen einer essgestörten Sicht nehmen. Auch die Aufmerksamkeit, die du durch dein Abnehmen bekommst, sollte nicht deine Motivation sein, eine Keto- oder Low-Carb-Diät zu machen. Egal, ob dies Komplimente oder aber schlechte Kommentare über deine Ernährung sind. Hast du andere Probleme und versuchst sie durch das Essen oder das Abnehmen zu bewältigen? Dann sollten hier deine Alarmglocken läuten.

Die Essstörungsfalle vermeiden

Du solltest also unbedingt auf diese Warnzeichen aus deinem Inneren hören. Dann kannst du sogar aktiv daran arbeiten, dass deine Keto-Diät nicht ungewollt zu irgendeiner Essstörung wird. Beispielsweise solltest du möglichst verzichten, dich ständig auf die Wage zu stellen. Schmeiß‘ das Ding weg und achte lieber auf die positiven Veränderungen an deinem Körper! Wie fühlst du dich? Wie gefällt dir dein Spiegelbild? (Aber auch hier Vorsicht – bloß nicht zu verkrampft und oft in den Spiegel starren!) Auch das Kalorienzählen, alles ganz genau abzuzählen und abzuwiegen kann unter Umständen mehr Sorgen bereiten als guttun. Wenn du das Gefühl hast „besessen“ zu sein von der Idee, immer mehr abzunehmen, tust du gut daran, die Zügel zu lockern und dich zu fragen, ob die Essstörungsfalle doch schon langsam zuschnappt. Du solltest deine ketogene Ernährung auch nicht als Zwang ansehen, sondern als etwas, das dir, deinem Körper und deiner Seele guttut. Sicherlich wird es dir anfänglich nicht so leichtfallen, auf die gewohnten Kohlenhydrate und den Zucker zu verzichten, doch sollte anders als bei einer Essstörung sehen die Ketarier diese nicht unbedingt als Feind, sie wissen einfach nur, dass der Körper diese nicht braucht. In vielen Keto-Foren kannst du dich über die Unterschiede von einer ketogenen Diät zu Essstörungen informieren. Essgestörte haben regelrecht „Angst“ vor bestimmten Lebensmitteln. Das sollte auf keinen Fall dein Ziel sein.

Was in deinem Körper passiert

Dein Körper und dein Stoffwechsel sind daran gewöhnt, dass Kohlenhydrate (Glukose!) der Energielieferant schlechthin ist. Dieses ständige Gefühl, dass du Kohlenhydrate regelrecht „brauchst“, kommt genau daher. Bist du in Ketose, stellt sich dein Stoffwechsel um. Interessanterweise sind auch Magersüchtige durch das starke Hungern und die geringe Nahrungsaufnahme (und somit auch von Kohlenhydraten) in Ketose. Da jedoch bei einer Magersucht auch kaum andere Nährstoffe zu sich genommen werden, kommt es zu gravierenden gesundheitlichen Folgen. Um deinem Körper genügend Energie zur Verfügung zu stellen, solltest du unbedingt darauf achten, ausreichend Fette und Proteine zu dir zu nehmen, um deinen Nährstoffbedarf zu decken und deinen Körper gut zu versorgen. In deiner Keto- oder Low-Carb-Diät sollte es also nicht um zwanghaftes Hungern gehen.

Das Wundermittel?

In vielen Erfahrungsberichten und Foren kann man sogar lesen, dass Keto der Weg aus einer Essstörung sein kann. Durch Keto stellen sich dein Stoffwechsel und dein Hormonaushalt um. Du baust eventuell sogar schneller Muskeln auf und fühlst dich besser. Leute, die mit ketogener Ernährung angefangen haben, berichten häufig, länger satt zu sein. So reguliert sich dein Gewicht nach und nach von allein. Natürlich gehen die Meinungen auch hier auseinander. Nicht jede Essstörung wird durch Keto „geheilt“, denn meistens steckt mehr dahinter als das Essensproblem. Aber es lohnt sich zu schauen, was Keto mit dir macht.

Und was heißt das jetzt für mich?

Habe ich eine Essstörung? Nicht, wenn du aus den richtigen Gründen deine Ernährung umgestellt hast. Sich Low-Carb oder Ketogen zu ernähren bedeutet im Normalfall also alles andere als ungesund zu leben oder zu hungern. Und wenn du eine stabile Einstellung zu dir und dem Thema Essen hast, mach` dir auch hier nicht zu viele Gedanken. Pass‘ einfach ein bisschen auf, dass du nicht zu verbissen wirst in deiner Sicht auf Nahrung und deinen Körper. Kritische Nachfragen von anderen zu deiner Ernährungsumstellung werden dir vielleicht nicht erspart bleiben und es lohnt sich, dich auch mal selbst zu fragen, welche Gründe deine Diät für dich hat, wie verbissen und selbstkritisch du dabei bist und ob die Anzeichen einer Essstörung auf dich zutreffen oder nicht. So wie deine Mitmenschen etwas Verständnis für deine Ernährungsumstellung aufbringen sollten, hab` jedoch auch du ein bisschen Wohlwollen für sie – oftmals steckt doch bloß tatsächliche Sorge um dich, Unwissen oder eine kleine Portion Neid dahinter.
Hier findest du einen Artikel über Orthorexie.

Hast du dir die Frage „Habe ich eine Essstörung?“ schon gestellt?
Was sind deine Anzeichen?

https://www.diaet.org/diaet/diaet-ernaehrung/essstoerungen.php, https://lebenshungrig.de/essstoerungen/

https://zerocarbzen.com/tag/anorexia-nervosa/

https://www.healthfulpursuit.com/podcast/e53/

https://www.ketovangelist.com/keto-eating-disorder/