Wäre die Welt einfach nur ein Ort, an dem wir ungestört unseren Aufgaben nachgehen und tun und lassen könnten, was wir wollen, wäre alles so viel einfacher. Wenn man uns zum Beispiel nicht ständig vorschreiben würde, was wir essen sollen. Sei es durch Werbung oder auch durch Mitmenschen, die noch nicht so ganz mit unserem ketogenen Ernährungsstil zurechtkommen. Aber wir stehen im ständigen Kontakt mit anderen. Seien es Freunde, die Familie, Bekannte, die Medien, der Staat – von überall aus werden uns Beispiele vorgelebt und Meinungen aufgedrückt. Wir können uns dem Einfluss gar nicht entziehen – es sei denn vielleicht, man wächst irgendwo als Einsiedler auf, fernab von jeglicher Zivilisation. Aber dann würde man an dieser Stelle wahrscheinlich auch nicht diesen Beitrag lesen.  

Manchmal fühlt man sich wie ein Außenseiter, wenn man anders an ein Problem herangeht als der Rest. Wenn man nicht genau das tut, was alle machen. Findest du es nicht auch nervig, wenn dich Leute aufgrund deiner Ernährung anzweifeln? Wenn du zum Beispiel gerade ein leckeres Stück Fleisch verspeist, aber die „gesunden“ Beilagen wie Karotten oder Kartoffeln weglassen musst und beim anschließenden Obstsalat verzichtest – und dann Kommentare kommen wie: „Und das soll gut für den Körper sein? Hast du schon mal überlegt, was du dir damit antust?“ Ja, genau das hast du getan. Du hast dich wahrscheinlich schon lange im Voraus informiert und mehr über Ernährungsweisen gelesen, als dein Gesprächspartner es jemals tun wird. Und doch denken so viele Leute, sie wüssten es besser als du. Das kann irgendwann ganz schön erdrückend sein. Vielleicht hast du dich selber schon einmal dabei ertappt, wie du bei einem Gastgeber etwas zu Essen angenommen hast, was gar nicht zu deiner Low Carb oder ketogenen Lebensweise passt, nur um nicht negativ aufzufallen. Aber das ist genau der falsche Weg! Wenn du dich dafür entschieden hast, auf eine bestimmte Art zu leben und zu essen, dann sollten die Menschen um dich herum das akzeptieren.  

Weil es dennoch schwierig sein kann, immer auf seine Bedürfnisse zu hören und es nicht stattdessen anderen recht zu machen, will ich dir einige Tipps geben, wie du besser „Nein“ sagen kannst. Nein zu angebotenem Essen, das du nicht essen darfst, Nein zu einem Überdenken deiner bereits getroffenen Entscheidung.   

Nach diesem doch etwas längeren Auftakt will ich dir Situationen schildern, in denen du von nun an selbst das Ruder in die Hand nehmen kannst.  

 

Strategien, um weniger oft Ja sagen zu müssen

Oft sagen wir ja, um einem Konflikt aus dem Weg zu gehen oder um anderen nicht auf den Schlips zu treten. Lustigerweise müssen wir weniger oft Ja sagen, wenn wir gelernt haben, einfach mal öfter Nein zu sagen. Es ist wichtig, dass du anderen zeigst, was du kannst und was du nicht tun kannst. Wenn du in einem Moment der Schwäche Ja sagst, wirst du es später nur bereuen und für dein Gegenüber in Zukunft nur unglaubwürdiger erscheinen, da du dir selbst nicht treu bleiben kannst.  

Stelle dir folgende Situation vor: 

Du hast vor kurzem mit der ketogenen Ernährung angefangen. Ein guter Arbeitskollege bietet dir ein Stück selbstgebackenen Kuchen an und erzählt dir, wieviel Arbeit er hineingesteckt hat. Wenn du jetzt einknickst und ein Stück probierst, wird dein Kollege später nicht verstehen, wieso du nicht konsequent geblieben bist und deine Ernährung nur für eine weitere der sinnlosen Diäten halten, die momentan so im Umlauf sind. Wie kannst du jetzt am besten Nein sagen, ohne ihn zu verletzen und ohne, dass er deine Essensumstellung als Phase abstempelt, die man jederzeit wieder neu anfangen kann? 

Akzeptiere, dass du die Meinung anderer über deine Handlungen nicht ändern kannst. 

Im Klartext heißt das: Du sollst ihn gar nicht davon überzeugen, dass Keto das Beste ist, was dir passieren konnte oder dass es im Gegensatz zu anderen „Diäten“ sehr wohl etwas auf lange Sicht bewirken kann. Diejenigen, die sich nicht mit dem Thema befasst haben, werden sich sowieso nicht so leicht überzeugen lassen. Allerdings gibt es verschiedene Ansätze, wie du Essen ablehnen kannst und dabei den anderen nicht vor den Kopf stößt. 

 

Ich habe dir im Folgenden sieben Beispiele vorformuliert, wie du auf eine Frage antworten kannst, auf die normalerweise ein „Ja“ erwartet wird: 

Beginne den Satz mit etwas Positivem.

Sage zum Beispiel auf die Frage „Hättest du gerne ein Stück Kuchen?“ zu Beginn erstmal „Oh ja, sehr gerne, der sieht echt lecker aus!“ – und erst danach fügst du das aber hinzu. Damit zeigst du deinem Gegenüber, dass es nicht an ihm liegt, dass du nicht annehmen kannst. Dein Gegenüber fühlt sich geschmeichelt und wird deine Ablehnung so leichter akzeptieren. Du könntest also sagen „Oh ja, sehr gerne, der sieht echt lecker aus! Allerdings darf ich nicht, denn ich habe meine Ernährung umgestellt und kann ab jetzt nur eine sehr beschränkte Menge Kohlenhydrate zu mir nehmen.“  

Versuche, nicht aufbrausend zu werden, sondern bleib ganz ruhig und freundlich.

Möglicherweise hast du eine Person schon mehrere Male darauf hingewiesen, dass du nicht „normal“ essen kannst.  Oder diese Person versucht es immer wieder, dich dazu zu bekommen, mal zu etwas Ungesundem zu greifen. Es kann schwer sein, aber versuche, dich in diese Person hineinzuversetzen und ihren Standpunkt zu verstehen. Vielleicht hat sie ja selber schon mehrere Diäten ausprobiert, die alle fehlgeschlagen sind, und möchte dich unbewusst vor dem gleichen Schicksal bewahren? Oder sie glaubt, dass deine Art, sich zu ernähren, schädlich ist. Oder sie will dir einfach was Gutes tun – indem sie dir Schokolade, Kuchen und Kekse anbietet.
Man kann es nicht jedem recht machen. Daher mache dieser Person einfach neutral deinen Standpunkt klar und weise sie darauf hin, dass du dich auch in Zukunft an deine Regeln halten wirst. Irgendwann wird sie aufhören, auf dich einzureden.  

Zeige deinem Gegenüber, dass du seine Meinung respektierst.

Anstatt jemandem direkt zu sagen, dass du seine Ernährung viel zu ungesund findest und du dich eigentlich in der besseren Position befindest, solltest du ihm erklären, dass du eine andere Sichtweise bekommen hast, aber andere nicht verurteilst. Du kannst so etwas sagen wie „Ich möchte dir gar nicht in dein Essverhalten reinreden. Daran ist nichts auszusetzen. Ich habe jedoch für mich eine bessere Alternative gefunden. Jeder sollte so essen können, wie es für ihn am besten ist.“  

Wenn du jemand anderem signalisierst, dass du nicht alles außer deinem Standpunkt ablehnst, wird er dir auch mehr Respekt entgegenbringen und dir zuhören.    

Bleibe beim Gesprächsthema. Lass dich nicht von der Einstellung des anderen einschüchtern.

Wenn du merkst, dass jemand bei dem Thema Ketose (Diät etc.) mit den Augen rollt oder spöttisch wird, dann lass dich nicht beirren. Diese Leute haben meist eine vorgeprägte Meinung und werden nichts anderes als ihren eigenen Standpunkt akzeptieren. Verwickle sie darum nicht in ein Gespräch darüber. Wenn jemand über dich lachen sollte, kannst du immer noch so oder ähnlich reagieren: „Ich weiß, dass ich damit nicht deine Ansichten teile und dass du wahrscheinlich auch nicht viel davon hältst. Aber ich tue niemandem damit weh und der einzige, den ich beeinflusse, bin ich selber.“ Das wird ausreichen, um zumindest die Gemüter zu besänftigen.  

Schreibe auf, was du anderen nicht persönlich sagen kannst.

Das betrifft zwar weniger die Essensthemen, sondern ist generell nützlich, wenn man öfter Nein sagen will – aber auch wenn du nicht sehr schlagfertig bist, kannst du damit gut üben. Lege dir vorher Argumente zurecht, wenn du weißt, dass dich jemand in ein Streitgespräch verwickeln will. Damit behältst du in unerwarteten Situationen die Oberhand und lässt dich nicht so leicht einschüchtern. Gleichzeitig kannst du auch versuchen, die Argumente so unpersönlich wie möglich zu gestalten, dann lässt du dich in einer wirklichen Streitsituation nicht so leicht provozieren.  

So lernst du Nein sagen

Lass dich nicht auf sinnlose Diskussionen ohne Ziel ein.

Wenn du mit jemandem über Ernährung sprichst, geht es nicht darum, dass einer recht behält und als Gewinner des Gespräches hervorgeht. Es reicht schon, dass du jemandem deinen Standpunkt mitgeteilt hast und deutlich geworden ist, dass du dich nicht beirren lässt. Versucht der andere immer wieder, auf dir rumzuhacken oder ein Argument anzubringen, dann mache ihm klar, dass du dich auf keine weiteren Diskussionen einlassen wirst.
Selbst, wenn du überzeugt bist, dass ketogene Ernährung die beste Ernährung überhaupt ist – diskutiere nicht darüber. Sage lieber, dass es für jeden eine andere Art der Ernährung gibt, die am gesündesten für ihn ist. Ende der Diskussion. 

Versuche, den anderen zu verstehen, bevor du selbst verstanden werden willst.

Das deckt sich teilweise mit den Punkten zwei und drei. Höre deinem Gegenüber zu und akzeptiere seine Sichtweise, dann wird es ihm viel leichter fallen, dir denselben Gefallen zu tun. Das ist eine der Grundlagen menschlicher Kommunikation.  

 

Natürlich gibt es immer wieder Extremsituationen, in denen du nicht Nein sagen kannst. Zum Beispiel, wenn nichts zu essen da ist, was auf deinem Essensplan steht (denke an vorbestellte Essen bei einem Geschäftstraining oder Urlaubsreisen). Oder wenn du krank bist und nur bestimmte Sachen zu dir nehmen kannst. In solchen Fällen hilft es, sich kleine Notfallpläne zurecht zu legen.  

  • Warst du selber schon einmal in der Lage, nicht Nein sagen zu können?  
  • Welche Gründe haben dich dazu bewogen?  
  • Hast du deine Sichtweise schon mal komplett geändert, weil dich jemand oder etwas umgestimmt hat?  

Dann schreibe es uns doch in die Kommentare! Wir sind sehr gespannt auf eure Geschichten.  

 

Keep calm and keto on!