In einer Welt, in der sich vieles um gesunde Ernährung und Idealformen geht: Was ist gesund? Was ist normal? Und woran erkennst du, ob du vielleicht schon besessen von deiner Gesundheit bist?

Gesunde Ernährung hat in unserer Gesellschaft heutzutage einen sehr hohen Stellenwert bekommen. Egal für was wir uns entschieden haben:

  • Ketarier,
  • Veganer,
  • Vegetarier,
  • Frutarier,
  • Pescetarier und was es nicht sonst noch alles gibt!

Wir alle haben eines gemeinsam: Wir wollen uns gesund ernähren.

Die Meinungen darüber was wirklich gesund ist und was nicht gehen dabei zwar weit auseinander, aber das Ziel bleibt dasselbe. Anhänger jeder Ernährungsideologie verfolgen mehr oder weniger streng bestimmten Regeln, um bewusster, gesünder oder nachhaltiger zu leben. Was aber, wenn das Befolgen der Regeln zur Besessenheit wird? Oder das vermeintlich gesunde Essen letztlich in Krankheit endet? Die zwanghafte Beschäftigung mit vermeintlich gesundem Essen beziehungsweise der Idee sich gesund zu ernähren nennt sich Orthorexie.

Bis jetzt ist sie kein anerkanntes Krankheitsbild, aber gilt als starker Risikofaktor dafür eine Essstörung wie Magersucht oder Bulimie auszubilden. Betroffene verbringen oft Stunden am Tag mit dem Thema Essen. Sie überlegen stundenlang, was sie zu sich nehmen und berechnen akribisch die Inhaltsstoffe der Lebensmittel und vergleichen diese untereinander. In ihrem Wahn suchen sie ständig nach (noch) gesünderen Lebensmitteln und bemerken oft gar nicht, dass die enorme Einschränkung gesundheitliche Folgen haben könnte. Sie erreichen also genau das Gegenteil von dem, was sie eigentlich anstreben. Sie werden krank durch gesundes Essen.

Wie entsteht eine Orthorexie?

Woher der Trend kommt

Schuld daran sind zahllose Lebensmittelskandale, Lügen der Nahrungsmittelindustrie und eine Vielzahl schädlicher Zusatzstoffe. So kann ja auch niemand mehr den Überblick behalten, was eigentlich wirklich gesund ist und was uns krank macht. Aus der Not entstehen gesellschaftliche Trends in Form von verschiedenen Ernährungsweisen. Diese Trends schlagen uns dann vor, wie wir uns gesunder ernähren können. Mittlerweile gibt es diese wie Sand am Meer… Wir müssen uns aus dem riesigen Pool nur eine herauspicken. Dabei sind besonders solche Ernährungsphilosophien gefährlich, die – angeblich – vor bestimmten Krankheiten schützen sollen oder ein gesünderes Leben versprechen. Für Betroffene wird das Befolgen der Regeln der entsprechenden Ernährungsform zum Lebensmittelpunkt und endet regelrecht in einem Wahnzustand.

Wer ist eigentlich betroffen?

Ähnlich wie bei einer Essstörung sind die meisten Betroffenen der Orthorexie junge Frauen. Sie wurden durch eine Diät dazu angestoßen, ihr Essverhalten zu verändern. Oder überhaupt über ihr Essverhalten nachzudenken. Aus der anfänglichen Idee sich gesünder zu ernähren wird mehr und mehr Besessenheit. Doch diese bleibt häufig unerkannt. Für das Umfeld wirkt das Verhalten zwar merkwürdig, aber nicht krankhaft. Schließlich machen sie ja mehr als genug für ihre Gesundheit. Meistens gehen Betroffene erst dann zum Arzt, wenn starke Mangelerscheinungen auftreten, wie zum Beispiel:

  • Schlaflosigkeit,
  • Erschöpfung,
  • Haarausfall und
  • Hautprobleme

Diese Symptome sind keine Seltenheit, denn der Körper leidet unter extremen Nährstoffmangel. Neben den körperlichen Folgen kommt es häufig zu sozialer Isolation. Durch das starke Misstrauen gegenüber allem, was nicht selbst zubereitet wurde, werden Restaurantbesuche mit Freunden unmöglich. Meist haben Betroffene der Orthorexie sowohl zur Mittagspause als auch bei Einladungen stets ihr eigenes Essen dabei.

Zusätzlich zu dem ohnehin schon anstrengenden Verhalten kommt noch, dass Betroffene ständig versuchen ihr Umfeld mit ihrer „Ernährungsideologie“ zu überzeugen. Das immer wiederkehrende Thema, endlose Vorträge und die bizarren, meist nicht nachweisbaren, Vorstellungen über Gesundheit schrecken das Umfeld ab. Es endet letztlich damit, dass sich nahestehende Personen abwenden.

Orthorexie

Was unterscheidet einen Orthorektiker von einem Ketarier?

Auch bei der ketogenen Ernährung werden sehr strenge Regeln verfolgt und wir beschäftigen uns durchaus mehrere Stunden am Tag mit Essen. In dem einen oder anderen Symptom der Orthorexie wird sich auch jeder Ketarier wiederfinden. Aber wo liegt hier die Grenze?

Nun, die Grenze zwischen gesunder Ernährung und krankhaftem Verhalten ist oft fließend. Es gibt aber dennoch klare Unterschiede zwischen Orthorektikern und Ketariern. Lustvolles Essen rückt bei Betroffenen beispielsweise komplett in den Hintergrund.  Allerdings wird bei der ketogenen Ernährung der Genuss von Essen groß geschrieben! Des weiteren neigen Betroffene der Orthorexie dazu, bizarre Regeln aufzustellen und entwickeln eigene Theorien darüber, was gesund ist und was nicht. Dadurch sind die „Ideologien“ und die damit verfolgten Ernährungsweisen auch sehr individuell. Wir sind uns bei Keto allerdings relativ einig darüber, was gut für uns ist. Es gibt klare Regeln, welche Lebensmittel wir essen dürfen und warum das so ist.

Wie sieht Keto normal – ohne Orthorexie – aus?

Was ist denn normal?

Wie schon erwähnt, findet sich sicherlich jeder von uns in dem ein oder anderen Symptom wieder. Gerade in der Anfangsphase beschäftigst du dich doch sehr intensiv mit deinem Vorhaben. Das gilt aber nicht nur für eine Ernährungsumstellung oder Diät. Das kommt in sämtlichen Lebensbereichen vor und stellt nicht gleich eine Sucht oder Krankheit dar.

Da es sich bei Keto um eine doch eher weniger verbreitete Ernährung handelt, kommst du gar nicht umher dich damit intensiv zu beschäftigen. Das ist – wie ich auch selbst festgestellt habe – vielmehr notwendig, um gut in der Ernährung anzukommen und einen Alltag zu entwickeln.

Wenn du dir die Zeit, die du mit der Informationssammlung für Keto verbringst als Diagramm vorstellst, dann wäre es eine schnell abfallende Kurve.

Am Anfang weißt du noch nicht viel, eignest dir alles an was du brauchst. Da kommen viele neue Dinge auf dich zu. Was sind Gerichte, die du morgens, mittags und abends zubereiten kannst? Welche Lebensmittel sind tabu? Wie funktioniert Keto aus biologischer Sicht eigentlich? Welche Vorteile hat es sonst noch? Wie kommst du schneller und tiefer in Keto? Kannst du auch mal Kohlenhydrate cheaten?

Was sind für geübte Ketarier weiterhin wichtige Themen?

Nach ein paar Wochen musst du kaum mehr als Nährwerte nachprüfen. Oder du machst dich über bestimmte Mahlzeiten schlau. Wenn ich viel Zeit habe, dann versinke ich oft auch nochmal in Diskussionen über bestimmte Lebensmittel wie zum Beispiel:

Im Laufe der Wochen und Monate ergeben sich natürlich noch viele weitere Fragen, dies sollen nur einige Beispiele sein. Damit beschäftigst du dich aber mehr nebenbei und vielleicht ein paar Stunden pro Woche. Die Frage nach den Lebensmitteln und Mahlzeiten läuft dann recht automatisch ab. Du weißt, was du essen kannst und darfst. Mir persönlich ist nur aufgefallen, dass ich bestimmte Dinge nochmal geprüft habe, wenn sich zum Beispiel beim Abnehmen ein Plateau ergeben hat und ich nicht weiterkam. Das sind aber eher die Ausnahmen.

Wo liegt die Grenze zwischen Orthorexie und Essstörung?

Auch hier sind die Übergänge fließend. Aber es gibt bestimmte Merkmale, die eher einer Essstörung angerechnet werden. So steht bei Magersucht und Bulimie vor allem die Quantität des Essens im Vordergrund. Sie achten also darauf wie viel sie zu sich nehmen. Orthorektiker hingegen legen eher Wert auf die Qualität des Essens, sprich was sie essen. Nicht wie viel. Die Auswahl der Lebensmittel, die verzehrt werden, nimmt oft mehrere Stunden in Anspruch. Deshalb sind die meisten Betroffenen auch relativ dünn bis untergewichtig. Das ist zwar eine äußerliche Parallele zur Essstörung, aber kein festgelegtes Symptom der Orthorexie. Betroffene wollen ja essen, können sich nur nicht entscheiden. Bei Magersucht verweigern Betroffene ihr Essen, da sie es nicht essen wollen. Orthorektiker legen außerdem meist auch keinen Wert auf Kalorienzählen. Ein schwerwiegendes Problem ist, dass meistens keinerlei Einsicht in das fehlerhafte Verhalten gezeigt wird. Im Gegenteil, oft versuchen sie andere von ihrem Ernährungswahn zu überzeugen. Dahingehen sind Betroffene einer Essstörung sich überwiegend im Klaren darüber, dass sie ein Problem haben. Sie versuchen allerdings ihr Verhalten eher geheim zu halten.

Musst du dir jetzt Sorgen machen?

Wir wollen nicht den Teufel an die Wand malen. Solange du dich nur in wenigen Symptomen wiederfindet (ich denke, das tun wir alle) besteht kein Grund zur Sorge. Stundenlanges Grübeln über Essen ist keine Schande, solange du am Essen dabei den Spaß nicht verlierst. Genieße das Leben und auch das Essen! Es gibt hin und wieder auch wichtigeres als die beste Makronährstoffverteilung zu errechnen!

Welche Meinung hast du zum Thema Orthorexie und Essstörung? Hast du vielleicht selbst schon Erfahrungen mit solchen Symptomen gemacht? Wie kontrollierst du dein Verhalten?

Lass uns einen Kommentar da!