Völlig vollgefressen liegst du auf der Couch. Du kannst dich kaum mehr einen Zentimeter bewegen, geschweige denn nach irgendwas bücken. Du hast es schon wieder getan – bis zur Besinnungslosigkeit hast du Essen in dich reingestopft. Warum isst du nur so viel? Warum macht dich dein Essen nicht mehr satt? Und vor allem: was kannst du dagegen tun, wenn Essen nicht satt macht?

Deine Ausgangslage – oder auch: Warnzeichen einer Essstörung

Wenn Essen nicht mehr satt macht, ist das ein komisches Gefühl. Und andere können auch gar nicht verstehen was du eigentlich meinst. Aber so ist es nun mal. Ein normales Sättigungsgefühl, wie es andere haben, ist bei dir völlig verschwunden. Nur wenn du bis oben vollgestopft bist kannst du so etwas wie Befriedigung durch Essen erfahren. Damit das ganze nicht völlig aus dem Ruder läuft, legst du eventuell eine Fastenperiode bis zur nächsten „Fresskalation“ ein. Oder du konzentrierst dich darauf, möglichst füllende Nahrungsmittel mit wenig Kalorien zu dir zu nehmen. Kalorienhaltige Lebensmittel kannst du nicht zuhause haben ohne Gefahr zu laufen, alles auf einmal aufzuessen. Ein kleines Stück Schokolade? Das geht nicht – wenn schon denn schon – dann muss eben die ganze Tafel dran glauben. Die einzige Lösung scheint zu sein, einfach nichts zu essen zuhause zu haben. Aber ist das wirklich eine realistische Lösung?

Vielleicht mag deine Strategie ja eine Weile lang gut gehen. Aber wäre es nicht viel schöner, wenn du, wie andere Menschen auch, nach der Hälfte des Tellers aufhören könntest, wenn du satt bist? Dann könntest du Zuhause auch wieder all die leckeren Dinge lagern, die du dir dann ab und an mal gönnen könntest. Und das ganz ohne Angst zu haben, gleich die ganze Packung aufzuessen. Bisher kaufst du vermutlich hauptsächlich Lebensmittel, die entweder von den Kalorien- oder von den Mengenangaben her so zusammengesetzt sind, dass du auch die ganze Packung essen könntest, ohne direkt 20.000 Kcal aufzunehmen. Dass dies keine Schokolade oder andere leckere Dinge beinhaltet, ist ja einleuchtend.

SATT ist dabei genau der Punkt. Du wirst nicht satt. Dieses wohlige, befriedigende Gefühl, wenn du genau die richtige Menge an Nahrung aufgenommen hat, das hast du einfach nicht. Du hörst erst auf zu essen, wenn wirklich absolut nichts mehr in dich reinpasst. Wenn Essen nicht satt macht – das Motto um das sich mittlerweile dein ganzes Leben zu drehen scheint.

Wieso ich weiß wie du dich fühlst? Weil es mir genauso geht. Und nicht nur wir, sondern ziemlich viele Menschen leiden darunter. Nur spricht keiner darüber. Man möchte sich nicht outen, nicht komisch wirken. Nicht zugeben, dass sich langsam aber sicher eine Essstörung ins eigene Leben geschlichen hat. Dabei kann allein schon das Reden über deine Situation dir dabei helfen, besser damit umzugehen.
Um zu verstehen, was in deinem Körper vielleicht anders läuft als bei anderen, solltest du zunächst den grundlegenden Mechanismus hinter Hunger und Sättigung verstehen (wobei gesagt werden sollte, dass immer noch nicht alle Einflüsse bekannt sind).

Wie dein Körper Sättigung erzeugt – oder in deinem Fall: erzeugen sollte

Wenn Essen nicht satt macht

Der zeitliche Aspekt

Zwei Arten von Faktoren sind besonders entscheidend, wenn Essen nicht satt macht: Die Faktoren, die vor der eigentlichen Verdauung aktiv werden (präresorptiv) und die, die während der Verdauung stattfinden (resorptiv). Dabei wirken diese Faktoren unterschiedlich schnell. Es ist logisch, dass Faktoren, welche vor der Verdauung aktiv sind, auch als erstes Sättigungssignale an dein Gehirn senden können. Verdauung dauert seine Zeit. Das können wir besonders gut beobachten, wenn wir Dinge wie z.B. Mais essen. Ein Blick in den weißen Thron und wir haben Gewissheit – das Gegessene hat uns wieder verlassen. Ein Glück musst du die Verdauung nicht bis ganz zum Ende abwarten, bis sich bei dir ein Sättigungsgefühl einstellt. Das kommt nämlich schon deutlich vorher – also bevor dein Essen vollständig verdaut ist. Generell lässt sich sagen, dass es ca. 20 Minuten dauert, bis dein Gehirn genug Informationen verarbeitet hat um deinem Körper das Signal: „Ich bin satt!“ zu senden. Du solltest also möglichst langsam essen um deinem Gehirn auch die Chance zu geben, rechtzeitig ein Sättigungsgefühl zu produzieren.

Bedeutung von Volumen und Nährstoffen

Bevor dein Essen verdaut ist, ist es vor allem die Nahrungsmenge, die zu einer Sättigung führt. Als erstes kommen deine Augen, Nase und die Geschmacksrezeptoren zum Einsatz. Sie geben eine erste Rückmeldung ans Gehirn, wie viel du bereits gegessen hast. Des Weiteren nimmt dein Gehirn auch die Anzahl deiner Kaubewegungen und die Menge des Nahrungsbreis, welcher durch deine Speiseröhre wandert, wahr. Zusammen mit der Dehnung des Magens bilden sie wie eine Art Waage. Je nach Veranlagung brauchst du ca. 1-3 kg Nahrung am Tag. Zum Teil unabhängig davon, wie viele Nährstoffe darin sind. Selbst wenn es dir gelingen sollte, durch ein paar Gramm Tabletten mit Nahrungsergänzungsmitteln alle nötigen Nährstoffe zuzuführen, wirst du trotzdem Hunger haben. Deine körpereigene Waage sendet dann Signale an dein Gehirn, dass die nötige Menge an Nahrungsgewicht noch nicht zugeführt wurde. Evolutionär gesehen macht es auch Sinn, dass sich so eine solche persönliche Waage entwickelt hat. Über die Jahrtausende hinweg hat dein Körper gelernt, wieviel Nahrung er braucht um genügend Versorgt zu sein. In 1-3kg „Steinzeit-Nahrung“ war demnach alles, was der Mensch zum Überleben brauchte: genügend Proteine, Fette und Kohlenhydrate sowie eine angemessene Menge an Vitaminen und Mineralstoffen.
Doch Volumen ist nicht alles. Du kannst 1kg Gurke essen und kurz darauf wieder Hunger haben. Das liegt daran, dass nach der Verdauung im Magen die Menge der zugeführten Nährstoffe im Darm analysiert wird. Der Vagusnerv (ein Teil des autonomen Nervensystems) regiert speziell auf langkettige und kurzkettige Fettsäuren. Je mehr solcher Fettsäuren registriert werden, desto schneller wirst du auch satt. Neben Fettsäuren ist aber auch der Gehalt an anderen Nährstoffen von großer Bedeutung. Sie werden von speziellen Rezeptoren in der Darmwand wahrgenommen, welche dann Hormone produzieren. Diese hormonellen Veränderungen werden dann über den Vagusnerv an das Gehirn weitergeleitet. Sind genug Nährstoffe vorhanden, werden wir im normalerweise satt und hören auf zu essen (siehe auch: ).

Wenn Essen nicht satt macht – oder warum grade du nicht satt wirst

Das mag jetzt alles ein bisschen kompliziert wirken und erklärt noch lange nicht, warum dieses System bei uns nicht zu funktionieren scheint. Warum werden wir nicht satt? Das kann vielfältige Gründe haben:

  • Du isst zu schnell und gibst deinem Gehirn so nicht die Chance rechtzeitig einzugreifen
  • Du machst andere Dinge nebenbei und kannst dadurch die Signale gar nicht wahrnehmen
  • Dein Magen ist durch die großen Nahrungsmengen schon „ausgeleiert“ und wird dadurch nicht so leicht voll
  • Du benutzt zu große Teller, dadurch sieht dein Essen nach weniger aus
  • Du isst aus emotionalen Gründen, hattest also gar keinen Hunger der gestillt werden konnte
  • Du isst, weil die Tageszeit verlangt (Beispiel: Du isst Früh, obwohl du keinen Hunger hast. Da du aber bald das Haus verlässt, willst du sicher gehen, dass du vorher etwas im Magen hast.)
  • Du isst, weil der Anlass es anbietet oder dein Umfeld es von dir erwartet (Beispiel: Du besuchst deine Oma, die eine Torte gebacken hat oder hast ein Abendessen mit Kollegen.)
  • Du bist eventuell wirklich krank und das hormonelle Steuerungssystem ist aus dem Takt geraten (in diesem Fall solltest du einen Arzt aufsuchen)
  • Du hast in früher Jugend schon gelernt, dass du das, was auf den Teller kommt auch aufessen musst – dieser gesellschaftliche Zwang unterdrückt deine innere Steuerung
  • Häufige Diäten haben deinen Körper misstrauisch gemacht – er versucht möglichst viel Nahrung aufzunehmen aus Angst vor der nächsten Hungerperiode
  • Unsere Gene sind auf lange Hungerperioden ausgelegt. Das heißt, dass der menschliche Körper daran gewöhnt ist, eine längere Zeit ohne Nahrung auskommen zu müssen. Aus diesem Grund hat er viele Mechanismen eingerichtet, die dazu führen, dass in einer nahrungsreichen Zeit genug eingelagert wird, um die nächste Hungerperiode zu überstehen. Eine längere Zeit des Überflusses gab es geschichtlich noch nie – unser Körper hat also keine genetischen Gegenmaßnahmen gegen das Überfressen aufgebaut, da es stammesgeschichtlich noch nie relevant war
  • Du trinkst zu wenig – dein Körper verwechselt Durst und Hunger
  • Du ernährst dich zu einseitig und hast deswegen Mangelzustände bei bestimmten Nährstoffen
  • Du schläfst zu wenig – das bringt deinen Hormonhaushalt durcheinander und du wirst hungriger
  • Du nascht zu viel – wenn wir ständig Nahrung zuführen ist unser hormonelles Hungersystem immer aktiv und ermüdet schnell

Tipps für die Wiederkehr deines Sättigungsgefühls

  • Um das ständige Schwanken zwischen Hunger und „Vollgefressensein“ zu durchbrechen, wäre es gut, wenn du lernst, wieder auf deine innere Steuerung zu hören und zu genießen. Denn wir alle haben ein Sättigungsgefühl, das ist uns angeboren. Wir können es nur unter den ganzen anderen Einflüssen nicht mehr hören.
  • Ein ganz einfacher Anfang ist damit getan, wenn du dir einfach kleinere Teller kaufst. Dadurch sieht dein Essen gleich nach viel mehr aus. Außerdem ist es mehr Aufwand aufzustehen und sich einen Nachschlag zu nehmen, als einfach sitzen zu bleiben und weiter zu essen. Die Zeit, die du benötigst um auszustehen, in die Küche zu gehen und dir neues Essen aufzutun, kannst du nutzen um zu überlegen, ob du wirklich noch etwas essen möchtest.
  • Wenn du isst, dann kau ganz langsam und ruhig. Je mehr du kaust, desto mehr solche Signale empfängt auch dein Gehirn. Ein weiterer Vorteil ist, dass du die Nahrung im Mund schon so weit zerkleinerst, dass du im Magen nicht mehr so viel verdauen musst. Dadurch kann die Nahrung schneller zum Darm weitergeleitet werden und die Nährstoffrezeptoren werden schneller aktiviert. Insgesamt nimmst du die Sättigung also schneller wahr.
  • Auch kann es dir helfen, wenn du vor dem Essen ein großes Glas Wasser trinkst. So wird dein Magen schon etwas gefüllt und du wirst schneller voll, da deine innere Waage schon etwas Gewicht wahrgenommen hat.
  • Dein größter Feind sind Heißhungerattacken. In Zukunft darfst du lernen Heißhunger und normalen Hunger zu unterscheiden. Heißhunger vergeht normalerweise recht schnell und dauert selten länger als 15-20 Minuten. Das solltest du dann leider einfach aussitzen. Ein weiterer Hinweis darauf, dass du nur Heißhunger hast ist, dass du Lust auf etwas ganz bestimmtes hast. Bei echtem Hunger kannst du zwar auch Appetit auf etwas Bestimmtes haben, aber du würdest auch andere Dinge essen wollen. Hauptsache der Hunger geht weg.
  • Mach dich frei von gesellschaftlichen Konventionen und antrainierten Verhaltensweisen. Du musst den Teller nicht leer essen – ob du aufisst oder nicht hat keinen Einfluss auf das Wetter. Das zu lernen ist ein schwieriger Prozess. Denn wir haben ja von klein auf immer wieder eingebläut bekommen, was man tut und was nicht.
  • Zudem hast du dich bestimmt schon häufig mit Essen belohnt. Für eine bestandene Klausur gabs dein Lieblingsessen und für fleißiges Lernen ein Stück Schokolade. Dadurch konditionierst du dich selbst. Immer wenn du dich nicht so gut fühlst wird dadurch das Verlangen nach Essen aufkommen. Diese erlernten Regeln erstmal abzulegen kann etwas dauern – hab Geduld.
  • Und auch das Argument, dass du keine Lebensmittel verschwenden sollst, ist nicht immer angebracht. Natürlich solltest du darauf achten, nicht so viel zu kochen, dass die Hälfte überbleibt. Aber du bist auch kein Mülleimer. Dieses Mehr an Essen, das du aufnimmst, bringt dir und deinem Körper ja keinen Mehrwert. Ob du das letzte Stück Fleisch noch isst, oder ob du es wegtust spielt für die Umwelt keine Rolle.
  • Jedes Mal, wenn du zu viel gegessen hast, dehnt sich dein Magen. Dadurch brauchst du auch immer mehr Essen, damit die Mechanorezeptoren aktiviert werden und Sättigungssignale an dein Gehirn senden können. Versuch doch einfach mal ein paar Tage/Wochen kleinere Portionen zu essen. Dein Magen zieht sich relativ schnell wieder zusammen und schon nach kurzer Zeit wirst du merken, wie du immer schneller satt wirst.

Wenn Essen nicht satt macht – meine Essens-Strategie

Essensfrequenz

Falls dir viele kleine Mahlzeiten nicht helfen und dich kleine Portionen schon unglücklich machen bevor du überhaupt angefangen hast zu essen, dann lass das. Ich kenne das zu gut. Ich hab lange versucht verschiede Ratschläge zu befolgen. Von „iss 5 mal am Tag“ zu „iss 3 große Mahlzeiten“ waren viele Varianten dabei. Das alles hat mich aber nicht wirklich glücklich gemacht. Irgendwie war ich nie wirklich gesättigt und zufrieden. Mittlerweile verfolge ich eine andere Strategie. Vielleicht hast du ja auch schon mal von Intermitted Fasting gehört. Das ist ein Ernährungstrend, der in letzter Zeit die große Runde macht. Dabei versuchst du jeden Tag möglichst lange Fastenperioden einzubauen. Am besten über Nacht. Besonders einfach geht es, wenn du abends nicht all zu spät deine letzte Mahlzeit isst und dann auf das Frühstück verzichtest. Wenn du z.B. abends um 18:00 das letzte Mal etwas isst und dann am nächsten Tag erst wieder um 12:00, dann hast du ja schon 18h gefastet und kannst in den restlichen 6 Stunden essen. Dadurch dürfen deine Portionen natürlich deutlich größer ausfallen und du gibst deinem Körper die Chance, alles fertig zu verdauen und dann zur Ruhe zu kommen. Ob dir allerdings viele kleine Mahlzeiten oder wenige große besser tun, musst du für dich selbst herausfinden. Je nach Körper und Psyche ist das von Mensch zu Mensch verschieden.

Rituale

Egal für welche Frequenz des Essens du dich entscheidest: wichtig ist, dass du möglichst immer zu der gleichen Uhrzeit isst. Nach nur wenigen Tagen wird dein Körper daran gewöhnt sein und auch nur dann wirklichen Hunger empfinden. Auch feste Rituale rund um dein Essen bereiten deinen Körper auf die bevorstehende Nahrungsaufnahme vor. Trinke immer ein Glas Wasser, setze dich an deinen Esstisch (mach an diesem Tisch auch nichts anderes als Essen und Esse möglichst an keinem anderen Ort), decke den Tisch oder lies 2 Seiten aus deinem Buch. Egal was du für Rituale auch einführen magst, sie werden dir helfen echten und unechten (emotionalen Hunger, Heißhunger) zu unterscheiden. Zudem können so schon vor dem eigentlichen Essen Mechanismen angeschmissen werden, die dir beim Verdauen helfen.

Lass dich nicht ablenken

Wenn Essen nicht satt macht, schalte jede Störung beim Essen aus. Das heißt: Kein Fernsehen, nicht auf dem Handy spielen, nicht lesen und auch kein Hörbuch hören. Konzentriere dich auf dein Essen. Wie schmeckt es? Wie riecht es? Wie fühlt es sich im Mund an? Wenn du dich auf dein Essen konzentrierst, wird deine Aufmerksamkeit ganz automatisch auf alles gelenkt, was mit dem Essen zu tun hat. Also auch deine Sättigung. Falls du absolut nicht darauf verzichten kannst, irgendwas nebenbei zu machen, dann schau maximal ganz kurze Videos und keine ganzen Filme oder Serien. Diese verleiten dich sonst gern dazu, während der gesamten Episode weiter zu essen. Folge: Du isst zu viel.

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Du brauchst genügend Schlaf

Wie du ja bereits weißt, hat auch dein Hormonhausalt einen großen Einfluss auf dein Hungerempfinden und deine Sättigung. Wenn Essen nicht satt macht, kann es an zu wenig Schlaf liegen. Wenn du zu wenig schläfst, dann gerät dieser Haushalt durcheinander und ein ständiges Hungergefühl ist die Folge. Damit du wieder lernst, satt zu werden, ist es also auch wichtig, dass du genug Schlaf bekommst. Schlaf sollte keine Variable in deinem Leben sein, die sich den anderen Aktivitäten beugen muss. Es ist wichtig, dass du versuchst, feste Schlafenszeiten einzuhalten. Kurze Abweichungen sind nicht weiter tragisch und nicht immer wirst du die Möglichkeit haben genug zu schlafen. Der Job, die Uni oder andere Verpflichtungen werden sich dem in den Weg stellen. Trotzdem solltest du immer versuchen solche Ausnahmen nicht zur Regel werden zu lassen.

Was Heißhunger dir sagt und wie du ihn verhinderst

Iss nur worauf du wirklich Lust hast, wenn Essen nicht satt macht. Damit du satt wirst, musst du auf deine inneren Reize hören. Dein Körper sagt dir in der Regel, wann er genug hat und du aufhören kannst zu essen. Genauso sagt er dir aber auch, was er in diesem Moment benötigt. Fehlen dir bestimmte Nährstoffe, wird dein Körper versuchen, gerade diese Nährstoffe aufzunehmen und verursacht Appetit auf Lebensmittel, welche diese Mängel ausgleichen können. Heißhunger auf Schokolade oder Chips können solche Mängel anzeigen. Die Lösung wäre in diesem Fall aber nicht, dass du Massen dieser Lebensmittel in dich reinstopfst. Sie enthalten nämlich kaum relevante Nährstoffe.

Richtiger wäre es, wenn du herausfindest, wodurch dieser Heißhunger entsteht. Vielleicht bist du leicht unterzuckert. An dieser Stelle könntest du etwas essen, aber noch besser ist: eine Unterzuckerung gar nicht erst entstehen lassen. Wie? Indem du weniger Kohlenhydrate isst. (Es kann sein, dass dein Insulinspiegel nach einem kohlenhydratreichen Essen abfällt und du dich unterzuckert und hungrig fühlst – obwohl du eigentlich erst gegessen hast. Das kannst du verhindern, indem du dich Low Carb oder ketogen ernährst. So kommst du nie in die Unterzuckerung.)

Oder dir fehlen wichtige Aminosäuren und ein Jogurt oder ein leckeres Stück Fleisch können Abhilfe schaffen. Im Internet gibt es einige Listen, die dir dabei helfen können zu erkennen, woran es dir mangelt. Ein Beispiel findest du hier.
Natürlich müssen solche Listen nicht immer auf dich zutreffen. Heißhunger entsteht auch nicht nur bei Nährstoffmangel, sondern genauso bei emotionalen Krisen oder Langeweile. Aber diese Listen können dir trotzdem einen Anhaltspunkt geben. Vielleicht probierst du es einfach mal aus. Wer weiß, vielleicht hilft es dir über deine nächste Heißhungerattacke hinweg.

Führe ein Tagebuch

Ein weiterer Schritt im Kampf gegen regelmäßige Fressanfälle kann ein Tagebuch sein. Kein normales Tagebuch! Vielmehr eine Reflexion darüber, warum du in welchen Situationen über die Stränge geschlagen hast. Setze dich nach deinem nächsten Essanfall einmal hin und schreibe genau auf, wie du dich davor, währenddessen und danach gefühlt hast.

Warum hast du viel gegessen?

Wie fühlst du dich danach?

Fühlst du dich gut? Vermutlich nicht. Wenn du aufschreibst, wie schlecht du dich nach einem solchen Anfall fühlst, wirst du dich eher daran erinnern. Menschen neigen nämlich dazu, unangenehmes zu verdrängen. Du erinnerst dich nur noch an das angenehme Völlegefühl. An die Übelkeit, die Trägheit und deine Scham erinnerst du dich nach einiger Zeit jedoch nicht mehr. Dadurch verschiebt sich deine Wahrnehmung und du wirst immer wieder in dieselbe Falle tappen. Ein Tagebuch zeigt dir die Gründe für dein Verhalten auf, sodass du diesen beim nächsten Mal leichter aus dem Weg gehen kannst.

Lass deinen Körper für sich sprechen – Visualisiere Bauch und Kopf

Was dir auch helfen kann, wenn Essen nicht satt macht: Lass deinen Körper das nächste Mal für dich sprechen! Das hört sich im ersten Moment etwas skurril an. Aber lass mich das erklären.
Versuche deine verschiedenen Körperregionen zu visualisieren. Bei der Sättigung sind besonders der Kopf und der Magen von Relevanz. Lass sich die beiden einfach mal streiten. Wie so ein inneres Gespräch aussehen kann fragst du? Zum Beispiel so:

Kopf: „Ich hab immer noch Hunger. Lass uns noch ein Stück Schokolade essen!“

Magen: „Ich bin voll. Ich kann nicht mehr.“

Kopf: „Du Langweiler. Bitte, bitte. Nur ein Stück!“

Magen: „Das sagst du immer. Und aus einem Stück wird dann doch die ganze Tafel. Das ist mir zu viel!“

Kopf: „Diesmal meine ich es aber auch. Stell dich nicht so an… Ein Stückchen wird schon gehen!“

Magen: „Ja, du hast leicht reden. Du thronst da oben und lässt mich hier die ganze Arbeit machen. Ich hab von unserer letzten Mahlzeit noch genug zu tun. Ich sag dir Bescheid, wenn ich weiterarbeiten kann!“

Kopf: „Wir können dann auch morgen eine Pause machen. Versprochen. Nur noch heute! Ab morgen essen wir dann weniger.“

Magen: „Das hast du gestern schon gesagt. Und vorgestern. Du weißt genau, dass wir morgen nicht weniger essen werden. Gib mir bitte noch ein wenig Zeit. Du bekommst schon was du brauchst. Du bist doch sowieso immer der erste der die Früchte meiner harten Arbeit abbekommt. Also hab bitte noch etwas Geduld!“

Kopf: „Ja, du hast ja recht. Die Schokolade wäre jetzt zwar lecker, aber ich will dir auch nicht zu viel zumuten. Ich bekomme meine Chance auf Schokolade schon noch. Danke für deine harte Arbeit, du meldest dich einfach, wenn du wieder so weit bist, ja?“

Magen: „Danke für dein Verständnis, lieber Kopf. Ich sage dir Bescheid, wenn ich wieder soweit bin!“

Du siehst, eigentlich weiß dein Körper ganz genau was du brauchst. Du hast nur verlernt, darauf zu hören. Dein Sättigungsgefühl ist also gar nicht verloren gegangen, sondern nur von vielen anderen Reizen unterdrückt.

Das Wiedererlernen von Sättigung mag ein langer Prozess sein, doch es lohnt sich. Du kannst endlich wieder das Essen, worauf du wirklich Lust hast. Auch kalorienhaltige Lebensmittel können zuhause rumstehen, ohne dass du ständig den Drang hast alles aufzuessen. Du kannst dich auch nach deinen Mahlzeiten noch verabreden, weil du plötzlich keine 3 Stunden mehr brauchst, um soweit zu verdauen, dass du dich wieder bewegen kannst. Müdigkeit und Trägheit sind dann auch nach dem Essen kein großes Thema mehr und du bleibst den ganzen Tag über leistungsfähig. (Falls doch, kannst du dir überlegen, ein paar Kohlenhydrate wegzulassen. Die machen das Mittagsloch oder das Fresskoma abends oft schlimmer.)

Einen weiteren wirklich spannenden Artikel zum „Wenn Essen nicht satt macht“ findest du hier. Einen Beitrag darüber, was überhaupt satt macht, findest du hier

Hier sind alle Tipps nochmal zusammengefasst für dich zum Thema „Wenn Essen nicht satt macht“:

  1. Langsam Essen
  2. Gut und viel kauen
  3. Viel Trinken
  4. Nährstoffe ausgewogen kombinieren
  5. Iss worauf du Lust hast – dein Körper sagt dir, welche Nährstoffe du brauchst
  6. Kleine Mahlzeiten um den Magen wieder zu verkleinern
  7. Wenn kleine Mahlzeiten nichts für dich sind, mal Intermitted Fasting ausprobieren
  8. Mach dich frei von gesellschaftlichen Konventionen und antrainierten Verhaltensweisen
  9. Führe feste Rituale rund um deine Mahlzeiten ein
  10. Ablenkungen vermeiden
  11. Genug Schlafen
  12. Tagebuch führen über die Fressanfälle – warum hast du wann zu viel gegessen?
  13. Visualisieren – Kommunikation zwischen Magen und Kopf vorstellen
  14. Arzt aufsuchen

Vielleicht hast du dich ja in einiger meiner Beschreibungen wiedergefunden. Vielleicht hast du ja aber auch eigene Erfahrungen damit, dass dich dein Essen nicht satt macht? Wie gehst du damit um, wenn Essen nicht satt macht? Hast du vielleicht noch ein paar Tipps, die hier nicht aufgeführt sind? Wenn du magst, würde ich mich freuen, wenn du uns in den Kommentaren von deiner Geschichte erzählst!

Mehr Infos zum Thema „Wenn Essen nicht satt macht“

http://www.spektrum.de/news/wie-entsteht-das-saettigungsgefuehl/941427

http://lowcarb-community.de/heisshunger-und-was-er-bedeutet/

http://das-geheimnis-der-schlanken.de/bin-ich-satt-und-zufrieden/