Hast du ein Nierenleiden und fragst dich, ob zu viel Protein schädlich für deine Nieren ist? Oder interessiert es dich, wieso Proteine wichtig für unseren Körper sind und wofür sie genutzt werden? Möchtest du erfahren, was die Warnsignale dafür sind, dass du zu viel Protein nicht verträgst? In diesem Artikel werde ich jene Fragen beantworten und genauer darauf eingehen, worauf Menschen mit Nierenerkrankungen achten sollten.

Was sind Proteine und wieso sind sie wichtig für unseren Körper?

Proteine sind die Grundbausteine des Lebens. Jede Zelle in unserem Körper nutzt sie sowohl für strukturelle als auch für funktionale Zwecke. Es handelt sich dabei um Aminosäureketten, die wie Perlen auf einer Schnur aneinandergereiht sind und sich zu komplexen Strukturen falten.

Es gibt insgesamt 9 essenzielle Aminosäuren, welche wir aus unserer Nahrung beziehen müssen. Darüber hinaus gibt es noch 12 nicht essenzielle Aminosäuren, die unser Körper selbst aus anderen organischen Molekülen herstellen kann.

Welche Proteine sind am gesündesten für deinen Körper?

Die Qualität einer Proteinquelle hängt von ihrem Aminosäure Profil ab. Dabei sind die besten Proteinquellen diejenigen, welche alle essentiellen Aminosäuren in einem Verhältnis enthalten, welches für den menschlichen Körper geeignet ist.

In dieser Hinsicht sind tierische Proteine besser als pflanzliche Proteine. Das rührt daher, dass das Muskelgewebe von Tieren eine recht große Ähnlichkeit mit unserem Muskelgewebe aufweist.

Was ist die optimale Menge an Proteinen, die du zu dir nehmen solltest?

Ernährungsberater empfehlen als Faustregel, dass Männer mindestens 56 Gramm und Frauen mindestens 46 Gramm Proteine am Tag zu sich nehmen sollten. Doch die Menge variiert individuell je nach Alter, Körpergewicht, körperlicher Aktivität und einigen weiteren Faktoren. Bei diesen Zahlen handelt es sich allerdings um die Untergrenze. Während diese dürftige Proteinaufnahme zwar Mangelerscheinungen verhindern kann, reicht sie zur Optimierung der eigenen Gesundheit sowie der Körperkomposition nicht aus. Menschen, die physisch aktiv sind und beispielsweise regelmäßig Gewichte stemmen, benötigen eine viel größere Menge an Proteinen.

Hier findest du die Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für die richtige Menge an Proteinen. Falls du aber gerade eine Ernährungsumstellung auf die Ketose versuchst, so kannst du deinen Proteinbedarf hier ausrechnen. Wenn du nämlich die ketogene Ernährungsform ausprobierst, so ergibt sich für dich ein anderer Proteinbedarf.

Einige positive Effekte von Proteinen auf deinen Körper

Wenn du viele Proteine zu dir nimmst, so wirkt sich das vorteilhaft auf deinen Körper aus. Hier sind einige der positiven Effekte:

  • Muskelmasse: Eine adäquate Aufnahme an Proteinen hat eine positive Auswirkung auf die Muskelmasse und ist insbesondere, wenn man eine kalorienreduzierte Diät einhält, wichtig, um den Verlust von Muskelmasse zu verhindern (1, 2, 3).
  • Energiebedarf: Studien haben gezeigt, dass eine erhöhte Proteinaufnahme den Energiebedarf des Körpers verglichen mit anderen Makronährstoffen am meisten verbessert (4, 5).
  • Sättigung: Proteine sind sehr sättigend und wenn du viele Proteine konsumierst, so führt das zu einem geringeren Hungergefühl und kann folglich zu einer Gewichtsabnahme durch weniger Kalorienaufnahme beitragen (6).
  • Herabgesetztes Erkrankungsrisiko: Eine gesteigerte Proteinaufnahme kann den Körper vor Diabetes und Übergewicht schützen (7, 8).

Aus der Forschung ist allerdings bekannt, dass zu viel Protein schädlich für die Nieren sein kann. Während gesunde Nieren mit der Verarbeitung erhöhter Mengen an Protein noch zurechtkommen, werden bereits geschädigte Nieren dadurch zu sehr belastet. Das kann im schlimmsten Fall zu einer Verschlechterung der Erkrankung führen.

Welche verschiedenen Nierenerkrankungen gibt es?

Wenn die Niere nicht mehr arbeitet, kommt es zu einem chronischen oder akuten Nierenversagen. In der Fachsprache wird das auch Niereninsuffizienz genannt. Die akute Form der Niereninsuffizienz entsteht innerhalb weniger Stunden oder Tage. Sie ist reversibel, kann also wieder rückgängig gemacht werden. Die chronische Form des Nierenversagens entwickelt sich dagegen über einen längeren Zeitraum. Sie kann mit einer entsprechenden Therapie gestoppt werden, sodass die Symptome sich nicht verschlimmern.

Neben einer Insuffizienz sind die Nieren in einigen Fällen auch von Entzündungen betroffen. Diese Entzündungen befinden sich entweder in den Nierenkörperchen (Glomerulonephritis), im Nierenbecken (Pyelonephritis) oder im Nierengewebe.

Darüber hinaus tauchen auch in den Nieren hin und wieder Zysten sowie gutartige oder bösartige Tumore (Nierenkrebs) auf, wobei letztere eher selten vorkommen. Nierensteine hingegen treten auf, wenn Stoffe aus dem Harn sich nicht vollständig auflösen und stattdessen Kristalle bilden.

Eine Aufgabe der Nieren besteht darin, Erythropoetin für die Blutbildung herzustellen. Sind die Nieren erkrankt, kommt es deshalb häufig zu einem Mangel. Die Folge ist eine renale Anämie, d.h. eine Blutarmut aufgrund einer Nierenerkrankung.

Diese verschiedenen Nierenerkrankungen sind auf unterschiedliche Ursachen zurückführbar. Während Nierenzysten in der Mehrheit der Fälle erblich bedingt sind, können Nierentzündungen durch einen der folgenden Faktoren bedingt sein :

  • Diabetes-Erkrankung
  • Infektionskrankheiten wie Hepatitis
  • Herzentzündungen
  • Medikamente
  • (Metastasen bildender) Krebs
  • Abwehrstoffe des Immunsystems, die sich in den Nieren einlagern
  • Autoimmunerkrankungen

Die Auswirkung von Proteinen auf gesunde Nieren

Die Nieren sind ein erstaunliches Entgiftungsorgan, welches schädliche sowie überflüssige Substanzen aus unserem Blutkreislauf herausfiltert und Urin produziert. Es geht das Gerücht um, dass die Nieren umso stärker belastet würden, wenn sie die Metaboliten, welche sich durch einen vermehrten Proteinkonsum im Körper befinden, reinigen müssen. Allerdings ist es so, dass die Nieren genau für diese Belastungszustände konzipiert sind. Etwa 20 % des vom Herz durch unseren Körper gepumpten Blutes wandert durch die Nieren – das heißt, dass sie ungefähr 180 Liter Blut filtern. Und das an jedem einzelnen Tag. Ist zu viel Protein schädlich für unseren Körper, wenn wir über gesunde Nieren verfügen? Wenn du nun deiner Ernährung einige Proteine mehr hinzufügst, so erhöht das die Gesamtlast dessen, was deine Nieren bewältigen müssen nur unwesentlich.

Worauf Menschen mit Nierenerkrankungen bei Proteinen achten sollten

Wie werden die Proteine in unserem Körper abgebaut?

Die Proteine, welche wir essen werden zunächst im Magen verdaut und sodann in ihre Grundbestandteile, also Aminosäuren, aufgespalten. Diese wiederum verwendet der Körper daraufhin, um selber Proteine herzustellen. Diese Proteine erfüllen eine Vielzahl von Funktionen, sie werden unter anderem zur Bildung von Bindegewebe und Muskelgewebe benötigt, des Weiteren werden daraus Enzyme für chemische Reaktionen hergestellt. Außerdem entstehen daraus größere überlebenswichtige Substanzen wie beispielsweise das Hormon Insulin oder das Hämoglobin in unseren roten Blutkörperchen.

Die Verdauung der Proteine beginnt in unserem Magen und Darm-Trakt. Die Aminosäuren gelangen daraufhin in unseren Blutkreislauf und werden zu anderen Teilen unseres Körpers transportiert, wo sie dann absorbiert und je nach Bedarf verbraucht werden. Unser Körper benötigt verschiedene Mengen an unterschiedlichen Aminosäuren und oftmals ist es so, dass wir mehr Proteine zu uns nehmen, als unser Körper wirklich braucht. Wenn dies geschieht, müssen die überschüssigen Aminosäuren wieder entsorgt werden (ein Beispiel für ein solches Abbauprodukt ist Urea, der Harnstoff in unserem Urin). Eines der wichtigsten Organe, die für diesen Entsorgungsprozess zuständig sind, sind unsere Nieren.

Ist zu viel Protein schädlich, wenn du ein Nierenleiden hast?

Das bedeutet also: Je mehr überschüssige Aminosäuren im Körper vorhanden sind, desto mehr müssen unsere Nieren arbeiten, um diese abzubauen. Bei Menschen, die bereits an einem Nierenleiden erkrankt sind, kann das zu einer Verschlechterung ihrer Nierenfunktion führen. Der Schluss läge nun theoretisch nahe, dass Menschen mit diesen Beschwerden ihre Nieren am besten schützen können, wenn sie den Konsum von Proteinen komplett einstellen. Doch das stimmt nicht. Wenn wir Proteine nämlich komplett von unserem Speiseplan streichen würden, so wären Mangelerscheinungen durch Fehlernährung die Folge und weitere Krankheiten würden entstehen. Die Lösung liegt also darin, dass du genügend Proteine zu dir nimmst, um gesund zu bleiben- allerdings überschüssige Aminosäuren möglichst minimierst, um deine Nieren nicht zu sehr zu belasten. Um dies zu erreichen ist es ratsam, dass du jene Nahrungsmittel zu dir nimmst, die am wenigsten Abfallprodukte produzieren. Das sind insbesondere solche Speisen, welche das richtige Verhältnis an Aminosäuren haben – sodass unser Körper sie effizient verwerten kann. Die beste Kombination an Aminosäuren, welche folglich die geringsten Abbauprodukte haben, sind tierische Nahrungsmittel (Milchprodukte, Eier, Fleisch oder Fisch) – da diese den Strukturen unseres Körpers am ähnlichsten sind. Man nennt solche Nahrungsmittel auch Produkte mit hoher biologischer Wertigkeit. Insbesondere Eier haben ein sehr günstiges Verhältnis in der Zusammensetzung von Aminosäuren, da bei diesen das Verhältnis der Eiweiße fast zu 100 % mit dem übereinstimmt, was unser Körper benötigt.

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Woran du erkennst, wenn zu viel Protein schädlich für dich ist

Ein frühes Warnsignal dafür, dass deine Nieren mit der Proteinabsorbierung überlastet sind, ist ein verändertes Aussehen des Urins. Nephrone sind Strukturen innerhalb der Nieren, die kleine Röhren enthalten. Diese werden auch Glomeruli genannt. Die Glomeruli filtern das Blut, um Abfallprodukte und Flüssigkeiten in Form von Urin auszuscheiden. Falls nun eine Nierenerkrankung vorliegt, so gelangen mehr Proteine durch die Glomeruli hindurch und sammeln sich im Urin an. Somit ist die Menge an Proteinen im Urin ein Indikator dafür, wie schwer die Schädigung der Nieren ist. Die gängigste Diagnosemethode für Nierenerkrankungen ist daher der Urintest. Dabei wird der Urin auf Proteinmolekül Albumin hin untersucht. Finden sich kleine Menge von Albumin im Blut, so ist das ein Warnsignal für Nierenprobleme.

Eine gesunde Niere lässt Albumin nicht in den Urin gelangen. Eine geschädigte Niere lässt etwas Albumin in den Urin gelangen. Die Grenzwerte, ab denen eine Nierenerkrankung wahrscheinlich ist, liegen bei 20 Milligramm Protein pro Deziliter Urin, beziehungsweise 23 Milligramm Albumin pro Liter Urin.

Die Ergebnisse eines Bluttests sind in Gramm pro Deziliter (g / dl) angegeben. Ein normaler Albuminbereich liegt bei 3,4 bis 5,4 g / dl.

Wenn du einen niedrigeren Albuminspiegel hast, kannst du unterernährt sein. Es kann auch bedeuten, dass du eine Lebererkrankung oder eine entzündliche Erkrankung hast.

Höhere Albuminwerte können durch akute Infektionen, Verbrennungen und Stress durch eine Operation oder einen Herzinfarkt verursacht werden – oder eben durch Nierenerkrankungen.

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Verenas Albuminwerte nach mehr als 2 Jahren ketogener Ernährung mit relativ viel Proteinen

Fazit: Ist zu viel Protein schädlich für deine Niere?

Als Fazit gilt, dass du im Falle einer Nierenerkrankung zuerst Rücksprache mit deinem Arzt oder Ernährungsberater halten solltest, falls du eine proteinreiche Diät beginnen willst. Im Normalfall hat sich zwar gezeigt, dass Proteine keine negative Auswirkung auf gesunde Nieren haben, doch im Falle eines vorhandenen Nierenleidens können sich Komplikationen ergeben. Hierzu gehören sowohl eine Verschlechterung der Nierenfunktion inklusive einer Häufung der Symptome als auch die Bildung von Nierensteinen. Auch für die ketogene Ernährungsweise gilt hier, dass du ein gesundes Gleichgewicht halten und die Menge an Proteinen gemäß deiner Nierenerkrankung anpassen solltest. Es ist allerdings nicht ratsam, Proteine insgesamt aus dem Ernährungsplan zu streichen, da sie wichtig sind, um während des Abnehmens Mangelerscheinungen vorzubeugen. Um einen Verlust an Muskelmasse musst du dich bei der ketogenen Ernährung auch dann nicht sorgen, wenn du deinen Proteinkonsum reduzierst. Denn im Gegensatz zu anderen Ernährungsformen führt hier die erhöhte Aufnahme von Fetten dazu, dass die Muskeln erhalten bleiben.

Wichtig: Wir sind keine Ärzte. Wenn du eine ketogene Ernährung versuchen willst, bitte konsultiere immer einen Arzt!

Timo B.

Mehr zum Thema Ist zu viel Protein schädlich für deine Nieren? :

  1. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23739654
  2. https://www.physiology.org/doi/abs/10.1152/jappl.1992.73.5.1986
  3. https://academic.oup.com/biomedgerontology/article/56/6/M373/526427
  4. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/6347500
  5. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10193874
  6. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18469287
  7. http://diabetes.diabetesjournals.org/content/53/9/2375.full
  8. http://europepmc.org/abstract/MED/10375057/reload%3D0
  9. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8629624
  10. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8989740
  11. https://jissn.biomedcentral.com/articles/10.1186/1550-2783-1-1-45
  12. https://nutritionandmetabolism.biomedcentral.com/articles/10.1186/1743-7075-2-25
  13. https://academic.oup.com/ajcn/article/78/4/734/4690022
  14. http://diabetes.diabetesjournals.org/content/53/9/2375.short
  15. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20711407
  16. https://jamanetwork.com/journals/jama/fullarticle/201882
  17. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22319049
  18. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/B9780123919342000138
  19. https://www.scopus.com/home.uri
  20. https://www.scopus.com/home.uri
  21. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1262767/
  22. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0272638612013935
  23. https://www.scopus.com/home.uri
  24. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/B9780123919342000138