Fleisch ist sicherlich eines der Lebensmittel, für die man am meisten Geld ausgeben kann. Doch bedeutet ein höherer Preis auch höhere Qualität? Warum sollte man vorzugsweise zu Fleisch aus Bio-Betrieben greifen? Warum ist Biofleisch besser? Und was bedeutet überhaupt Bio?  Mit diesem Artikel möchte ich genau diese Fragen beantworten und einen tieferen Blick auf die Vor- und Nachteile von Biofleisch wagen. Preislich liegt es deutlich über dem konventionell erzeugten Fleisch. Die Gründe für den Kauf von Biofleisch sind unter anderem die umweltschonende Erzeugung mit tierschutzgerechter Schlachtung und artgerechter Haltung der Nutztiere.

Was bedeutet eigentlich Bio?

Tierische Produkte aus Bio-Betrieben stammen von Tieren, die artgerecht gemäß der EG-Ökö-Verordnung gehalten werden. Im Normalfall werden diese nicht mit Antibiotika oder Wachstumshormonen behandelt. Im Januar 2009 trat die EU-Bioverordnung in Kraft. In dieser sind Prinzipien und spezifische Kontrollmaßnahmen zur ökologischen Erzeugung von Fleisch und weiterverarbeiteten Tierprodukten geregelt. Dass die Tierhaltung in die ökologische Landwirtschaft einbezogen wurde, ist auch auf den Druck der Verbraucher zurückzuführen. Diese wurden durch die vielen alarmierenden Meldungen über Krankheiten und sonstige gesundheitsschädliche Abläufe in Nahrungsmittelindustrie aufgeschreckt und forderten eine gesunde und unbedenkliche Alternative. Des Weiteren können in der ökologischen Landwirtschaft die Abfälle aus der Pflanzenproduktion durch die Tierhaltung besser verwertet werden, was einen geschlossenen Nahrungskreislauf zur Folge hat. Kriterien der biologischen Viehwirtschaft sind die artgerechte Haltung, die Bevorzugung ökologischer Vielfalt und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten. Der Zukauf von Futter ist streng reglementiert. Lange Transporte von lebendem Schlachtvieh über größere Distanz sind nicht erlaubt. So gibt es strenge Vorschriften zum Transport der Tiere: Der Stress der Tiere soll möglichst auf ein Minimum reduziert werden. Beruhigungsmittel für die Dauer des Transports sind strengstens untersagt. Die Bestimmungen schreiben Unterkünfte mit strengen Kriterien vor. Massenzuchthaltungen zur Ertragssteigerung, wie das Züchten von Nutztieren auf engstem Raum, werden deutlich abgelehnt. Den Tieren muss eine Bewegungsfreiheit gewährleistet werden und die biologisch natürlichen Aktiv- und Ruhephasen der Tiere müssen respektiert beziehungsweise eingehalten werden. Widerstandfähige Rassen werden in der biologischen Tierzucht bevorzugt. Dadurch soll Infektionen und anderen Krankheiten im Vorfeld vorgebeugt werden und es soll helfen, die Tiere gesund zu halten. Im Falle einer Erkrankung der Tiere sind strenge Richtlinien zu den Behandlungsmaßnahmen vorgeschrieben: Betriebe sollten bevorzugt pflanzliche oder homöopathische Mittel und Spurenelemente als Medikamente einsetzen und von synthetischen Chemieprodukten oder einem Übermaß an Antibiotikabehandlungen absehen. Verboten sind außerdem alle Arten von wachstumsfördernden Mitteln (z.B. Hormone), sowie Behandlungsarten, die die Synchronisation von Fruchtbarkeitszyklen verändern, sowie die Übertragung von Embryos und gentechnischen Veränderungen.

BioFleisch 1

Artgerechte Tierhaltung

Warum ist Biofleisch besser? Einer der wichtigsten Entscheidungsgründe für den Kauf von Biofleisch ist die artgerechte Haltung der Nutztiere. In einem Biobetrieb steht das Wohlbefinden der Tiere im Mittelpunkt. Darunter fällt unter anderem genügend Auslauf im Freien.

Bio-Schweineställe haben in der Regel getrennte Bereiche. So gibt es einen Bereich zum Schlafen, einen zum Bewegen, einen zum Fressen und einen, um das Aufgenommene wieder auszuscheiden. Auch ein Bereich für die freie Bewegung sowie ein sauberer Liegebereich müssen gegeben sein.

Solch eine Trennung gibt es in konventionellen Ställen nicht. Hier liegt das Schwein im selben Bereich, in dem auch seine Ausscheidungen liegen. Im Gegensatz zu konventionellen Ställen werden die Tiere in Bio-Ställen nicht möglichst schnell gemästet und anschließend geschlachtet, sondern haben ein längeres und besseres Leben. Die Bedürfnisse der Nutztiere stehen hier im Vordergrund. Die Bewegungsfreiheit der Tiere darf nicht leiden. Außerdem sind das Abkneifen von Schwänzen und Zähnen unzulässig und im Stall müssen Tageslicht und Frischluft herrschen. In der konventionellen Tierhaltung dürfen die Tiere nicht ständiger Dunkelheit ausgesetzt werden. Daher wird künstliches Licht eingesetzt, das ungefähr der natürlichen Beleuchtung von ca. 9-17 Uhr entspricht.

BioFleisch 2

Auch bei der Haltung von Legehennen achten Bio-Bauern auf eine artgerechte und umweltverträgliche Haltung und Fütterung der Nutztiere. Ziel der Bio-Legehennenhaltung ist, dass die Tiere ihren natürlichen Verhaltensabläufen und ihren Bedürfnissen nachgehen können. Bei der konventionellen Legehennenhaltung sind bis zu 20.000 Tiere pro Stall üblich. Einzelne Gruppen sind auf bis zu ca. 6000 Tiere begrenzt. In Bio-Betrieben sind pro Stall nur ca. 3000 Nutztiere erlaubt. Pro Hektar dürfen maximal 230 Legehenenn gehalten werden. Die meisten bekannten Betriebe befinden sich sogar noch ein ganzes Stück darunter. Auf die Stallfläche bezogen sind pro Quadratmeter in der konventionellen Haltung höchstens  12,5 Tiere erlaubt. In Bio-Betrieben liegt die Zahl der zulässigen Tiere bei sechs pro Quadratmeter. Die Tiere dürfen nicht ausschließlich in Käfigen gehalten werden, das heißt: Ein Drittel der Bodenfläche muss von fester Beschaffenheit und mit Streumaterial in Form von Stroh, Holzspänen, Sand oder Torf bedeckt sein. Bei konventionellen Betrieben ist ein Grünauslauf nicht vorgeschrieben. So ist es nicht selten, dass ein Tier sein ganzes Leben in einem Käfig verbringt. In Bio-Betrieben muss ein leichter Zugang zu einem Außenbereich und Ein- und Ausflugsklappen vorhanden sein, welche an die Größe der Tiere angepasst ist.

Nährstoffe

Warum ist Biofleisch besser? Ein Team von Wissenschaftlern der Universität Newcastle hat in einer Studie herausgefunden, dass Biofleisch bis zu 50% mehr gesundheitsfördernde Omega-3-Fettsäuren enthält als Fleisch aus konventionellen Ställen (British Journal of Nutrition). Dazu analysierten sie Daten aus 67 wissenschaftlichen Publikationen aus der ganzen Welt und fanden dabei heraus, dass es signifikante Unterschiede zwischen konventionellem Fleisch und Biofleisch gibt. Eines der vielen Ergebnisse der Studie ist, dass Biofleisch ca. 50% mehr Omega-3-Fettsäuren enthält als Nicht-Bio-Fleisch. Die Studie zeigt, dass durch eine langfristige Ernährung mit dem qualitativ hochwertigen Fleisch mehr gute Fettsäuren zu sich genommen werden, die wichtig für die Ernährung sind. Außerdem reduzieren sie das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, begünstigen die neurologische Entwicklung und stärken unser Immunsystem. Omega-3-Fettsäuren können außerdem in Signalstoffe umgewandelt werden, die schmerz- und entzündungshemmend wirken. In einer vorangegangen Studie (British Journal of Nutrition) fanden die Wissenschaftler außerdem heraus, dass Bio-Lebensmittel ca. 69 Prozent mehr Antioxidanten enthalten als herkömmliche Produkte.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Stress, dem die Tiere in ihrer Haltung ausgesetzt sind. Durch Stress stößt das Nutztier Adrenalin aus, was wiederum negative Auswirkungen auf die Fleischqualität hat. Ähnlich wie beim Menschen stoßen Tiere bei großer körperlicher Anstrengung, bei Angst, bei starken Schmerzen und bei Schädigungen des eigenen Körpers Stresshormone aus. Gerade in der Phase kurz vor der Schlachtung werden diese verstärkt ausgestoßen, aufgrund der Unkenntnis der Schmerzursache und seiner Dauer. Aufgrund des kurz darauffolgenden Todes des Tieres können die Stresshormone nicht mehr abgebaut werden und landen so letztendlich durch den Verzehr in den Kreislauf des Menschen. Stresshormone sind vorwiegend Adrenalin, Noradrenalin und Apomorphine. Die Schlachtung der Nutztiere sollte also möglichst angst- und schmerzfrei erfolgen. Andernfalls bleibt im Fleisch der Tiere eine außerordentliche Menge der für den Menschen schädlichen und krankheitserregenden Stresshormone. Adrenalin beispielsweise ist ein Nebennierenrindenhormon, das die Leitfähigkeit des Nervensystems mitbestimmt und damit auch die gesamte Funktionalität des biologischen Organismus (Roch-Medizin-Lexikon). In Bezug auf Krankheitsbilder jedoch tritt es im Zusammenhang mit Tumor-Erkrankungen auf. Im Körper kann es zu starkem Blutdruckanstieg, zu wesentlichen Veränderungen des normalen Hormon- und Kreislaufverhältnis sowie zur Kontraktur der peripheren Blutgefäße führen. Bei der Biohaltung werden die Tiere ihre gesamte Lebensdauer möglichst stressfrei behandelt, besonders bei Transport und Schlachtung.

Bei den Tieren wird auf das Antreiben mit Stromstößen verzichtet. Außerdem sind medikamentöse Beruhigungsmittel verboten. Durch das Einhalten dieser Vorgaben wird das Ausstoßen von Stresshormonen auf ein Minimum reduziert, was außerdem zur Folge hat, dass Biofleisch einen höheren Fettgehalt aufweist. Das hat auch Auswirkungen auf den Geschmack: Es schmeckt nach dem Zubereiten aromatischer und schmackhafter. Auch Mineralstoffe und Antioxidanten sind in Biofleisch in höherem Maße vorhanden als in konventionellem Fleisch. Myristin- und Palmitinsäuren, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen sind in Fleisch aus Bio-Ställen geringer. Dazu kommen die gesundheitsschädlichen chemisch-pharmazeutischen Beimengungen im Mastfutter.

Antibiotika & Medikamente

Arzneimittelrückstände in tierischen Lebensmitteln sind keine Seltenheit. Gerade in der Massentierhaltung werden zu viele Antibiotika eingesetzt. Dadurch werden die Bakterien gegen die Arzneimittel resistent und können sich reichlich vermehren. Gerade Innereien weisen in der Regel höhere Rückstandsmengen auf als die Muskulatur. Muskelfleisch sollten Sie dann also Innereien vorziehen.

Warum ist Biofleisch besser? Die präventive Gabe von herkömmlichen Medikamenten, Hormonen und Antibiotika, die bei Massentierhaltung herkömmlich ist, ist bei Bio-Tierhaltung verboten. Sind Tiere in diesen Betrieben krank, bekommen sie vorrangig pflanzliche oder homöopathische Arzneimittel.

Bio-Betriebe dürfen ihren Tieren jedoch bis zu dreimal im Jahr chemisch-synthetische Medikamente oder Antibiotika verabreichen. Wird diese Obergrenze überschritten, dürfen die aus den Tieren entstehende Produkte nicht mehr als Biofleisch verkauft werden.

In Biobetrieben muss außerdem auf diverse andere Dinge verzichtet werden: Gentechnisch veränderte Futtermittel, Pflanzenschutz- und synthetische Düngermittel, synthetische Aminosäuren sowie Extraktionsschrote sind verboten. Auch wachstumsfördernde Stoffe sind verboten. Insgesamt nehmen die Tiere deutlich weniger Pestizide auf.

Futter

Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Fleisch aus Bio-Betrieben und Fleisch aus konventionellen Betrieben ist die Art der Fütterung. Bei konventionellem Fleisch muss man noch zwischen intensiver Mast und extensiver Mast unterscheiden. Bei einer extensiven Mast wachsen die Tiere langsamer als bei einer intensiven Mast und erreichen erst später das Schlachtgewicht.

Bei der intensiven Mast darf das Futter nicht der Gesundheit schaden. Zugelassene Zusatzstoffe, synthetische Aminosäuren, Enzyme sowie gentechnisch veränderte Stoffe sind erlaubt. Bei der extensiven Mast besteht das Futter zu 70 Prozent aus Getreide. Verboten sind Antibiotische oder andere Substanzen zur Wachstums- und Leistungsförderung.

Warum ist Biofleisch besser? In Bio-Betrieben bekommen die Tiere Ökofutter. Im Idealfall stammt dieses aus dem eigenen Betrieb und ergibt so einen geschlossenen Nahrungskreislauf. Angestrebt wird eine 100-prozentige Bio-Fütterung aus kontrolliert biologischem Anbau aus dem Inland, möglichst regional. Verboten sind gentechnisch verändertes Futter, synthetische Aminosäuren sowie Leistungsförderer. Antibiotika dürfen in einem geringen Maße verabreicht werden. Wird die Grenze von drei Behandlungen pro Lebensjahr überschritten, dürfen die Endprodukte nicht mehr als Bio-Produkt gekennzeichnet werden.

Transparente Herstellung

Lebensmittel, die nach ökologischen Richtlinien erzeugt werden, werden genau gekennzeichnet. Das bedeutet, dass der Herstellungsprozess des Produktes genau nachvollzogen werden kann. Bio-Produkte besitzen immer eine Kontrollnummer, über die beispielsweise herausgefunden werden kann, von welchem Hof das gekaufte Produkt stammt. Des Weiteren werden Bio-Landwirte mindestens einmal pro Jahr von einem Kontrollgremium besucht. Dieses Gremium untersucht, ob die vorgeschrieben Richtlinien für den Vertrieb von Produkten mit dem Bio-Siegel eingehalten werden. So wird sichergestellt, dass die Konsumenten beim Kauf eines Bio-Produkts auch tatsächlich qualitativ hochwertige Lebensmittel erwerben.

Ist Biofleisch wirklich besser?

Diese Frage kann man mit einem deutlichen Ja beantworten.

Verbraucher müssen sich der Tatsache bewusst machen, dass sich Biofleisch und Billigpreise nicht vereinen lassen. Die Tiere haben ein längeres Leben, leben im Stall in kleineren Herden auf einer größeren Fläche und bekommen regelmäßigen Auslauf. Diese Dinge erfordern einen erhöhten Arbeitsaufwand, Sorgfältigkeit beim Futter und damit höhere Produktionskosten.

Also warum ist Biofleisch besser?

Der Konsum von Biofleisch ist nicht nur gut für die eigene Ernährung. Durch den Kauf der hochwertigeren Waren unterstützt man außerdem Tiere, andere Menschen und die Umwelt. Auch die regionalen Bauern profitieren, da Bio-Betriebe ihr Futter häufig von diesen beziehen. Tiere in Bio-Betrieben haben die deutlich besseren Lebensbedingungen, was sich nicht zuletzt auf die Qualität des Fleisches auswirkt. Das Biofleisch weist darüber hinaus 50% mehr Omega-3-Fett-Säuren auf als Fleisch aus konventionellen Betrieben. Außerdem wird das Tierfutter überwiegend ökologisch produziert, also ohne Pestizide, künstliche Dünger oder Gentechnik. Die vorbeugende Behandlung mit Antibiotika ist verboten und die Behandlung von erkrankten Tieren findet hauptsächlich mit pflanzlichen und homöopathischen Medikamenten statt. Anschließend warten Bio-Betriebe nach der Behandlung ihrer Nutztiere doppelt so lange mit der Schlachtung wie konventionelle Betriebe, um mögliche Rückstände der Medikamente im Fleisch zu vermeiden. Der bessere Geschmack ist ebenfalls ein Grund, zu Produkten mit Bio-Siegel zu greifen. Das längere Leben und die gegeben Möglichkeiten zur freien Bewegung fördern die Marmorierung. Dadurch wird das Fleisch saftiger und aromatischer.

Das deutsche und das europäische Bio-Siegel stehen dafür, dass das Fleisch nach den Vorgaben der EU-weit gültigen Öko-Verordnung erzeugt wurde. Interessant zu wissen: Einzelne Verbände wie Demeter, Bioland oder Naturland gehen in vielen Punkten über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Sie haben teilweise eigene Richtlinien, die in vielen Punkten noch stärkeres Augenmerk auf die Lebensbedingungen und das Wohlbefinden. So legen sie beispielsweise fest, dass das Futter nicht nur ökologisch, sondern auch vom Hof selbst erzeugt sein muss.
Solltest du nun Hunger auf Fleisch bekommen haben, findest du hier ein leckeres Rezept für Schweinefilet im Speckmantel.

Simon

Was denkst du nun über Biofleisch, nachdem du diesen Artikel gelesen hast?

Achtest du beim Einkauf von Fleisch das es aus Biobetrieben kommt oder nicht?