Keto und Fruchtbarkeit? Du fragst dich bestimmt, wie das zusammenpassen soll. Aber Fruchtbarkeit ist ein Thema, das die Menschheit nicht erst seit gestern beschäftigt. Schon die antiken Ägypter hatten einen Gott, der für die männliche Sexualität stand. Min, so sein Name, war fester Bestandteil von Krönungsriten der Pharaonen. Vom Pharao wurde dabei erwartet, dass er seinen Samen säht. Nun ist aber bis heute nicht klar, ob es sich dabei um Pflanzensamen handelte. Denn Wissenschaftler spekulieren noch immer. Pharaonen sollten womöglich ihre Ejakulationsfähigkeit unter Beweis stellen. Außerdem: Bei Zeichnungen und Statuen war Min meist mit Erektion dargestellt. Den Anblick erspare ich dir an der Stelle, aber wenn du schmunzeln willst, kannst du gerne googlen.

Seit jeher kommen Menschen auf die merkwürdigsten Ideen, wenn es um Fruchtbarkeit geht. Sie führen Rituale durch, nehmen Substanzen ein und beten zu Göttern. Alles in der Hoffnung fruchtbarer zu werden. Auch heute gibt es diverse Produkte, die erhöhte Fruchtbarkeit anpreisen. Dazu zählen zum Beispiel Nahrungsergänzungsmittel. Aber wie sieht das eigentlich mit Ernährung aus? Macht es einen Unterschied, was du isst? Also anders gesagt: Beeinflusst deine Ernährung deine Fruchtbarkeit? Und wie sieht das bei Keto aus?

Was ist eigentlich Fruchtbarkeit?

Grob kann sich wahrscheinlich jeder etwas unter Fruchtbarkeit vorstellen. Aber hast du dich schon einmal gefragt, was eigentlich genau heißt? Bei Männern ist vielleicht Zeugungsfähigkeit ein besserer Begriff. Und die ist eigentlich gar nicht so schwer zu verstehen. Vorstellen kannst du dir das wie einen Marathon. Je mehr Läufer dein Team hat, umso wahrscheinlich ist es, dass es auch gewinnt. Nur weil du ein großes Team hast, gewinnst du aber nicht automatisch. Es müssen auch gute Läufer sein. Ähnlich ist es bei der Zeugungsfähigkeit. Die ist also abhängig von zwei Faktoren:

  • Qualität der Spermien
  • Quantität der Spermien

Die Quantität ist relativ einfach auszumachen. Das ist einfach die Menge der Spermien. Ergibt Sinn. Aber was macht die Qualität von Spermien aus? Das ist etwas schwieriger. Und hier gibt es verschiedene Ansätze, wie Ärzte zu einer Beurteilung kommen können.

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Die Motilität gibt an, wie viele Spermien tatsächlich aktiv sind. Um zu unserem Marathon-Vergleich zurückzukommen: Wenn dein Team 10 Läufer ins Team schickt, davon aber 8 einen Hexenschuss haben, nützt das nicht viel. Du schickst sie ja ins Rennen, weil du denkst, dass sie eine Chance haben, zu gewinnen. Genau so ist das bei Spermien auch. Und die Motilität kann angeben, wie viele der Spermien eine Chance haben als Ziel zu kommen.

Ein anderes Maß ist die Morphologie. Das betrifft das Erscheinungsbild der Spermien. Bestimmt weißt du wie Spermien aussehen. Eigentlich wie Kaulquappen. Sie haben einen Kopf und einen Schwanz, mit dem sie sich fortbewegen. Beide Teile können aber deformiert sein. So gibt es Spermien mit zwei Köpfen, mehreren Schwänzen und verschiedene andere Deformationen. Die Morphologie ist also ein Maß dafür, wie normal die Spermien sind.

Die dritte und letzte Größe, die sich Ärzte normalerweise anschauen, ist das Volumen. Das darfst du nicht mit der Spermienanzahl verwechseln. Auch wenn beiden Größen miteinander zu tun haben. Hier geht um die Milliliter pro Ejakulation.

Es gibt noch weitere Möglichkeiten und Größen, die sich Forscher anschauen. Spermienzahl, Motilität, Morphologie und Volumen sind aber die wichtigsten. Und wenn Ärzte von Spermiengesundheit sprechen, ist meistens die Rede von diesen vier.

Warum wir über Fruchtbarkeit reden müssen

In den letzten 50 Jahren hat sich die Spermienanzahl bei Männern mehr als halbiert. Ja, richtig gehört. Das beeinträchtigt natürlich die Fruchtbarkeit. Die Folgen gehen aber weit darüber hinaus. Forscher sehen die Spermienzahl nämlich als Indikator für weitere gesundheitliche Probleme. Sie steht zum Beispiel in Zusammenhang mit Hodenkrebs, Testosteronspiegel aber auch der allgemeinen Sterblichkeit. Forscher raten dringend dazu mehr in diese Richtung zu forschen, um Ursachen und Folgen besser zu verstehen.

Eine andere Studie kommt zu dem Ergebnis, dass etwa die Hälfte der heranwachsenden Männer in Europa nur eingeschränkt fruchtbar ist. Auch sie sind ratlos und fordern eine bessere Erforschung. Es gibt aber ein Problem: Nehmen wir an, wir wüssten über die Ursachen Bescheid. Selbst dann müssten wir noch geeignete Maßnahmen zum Gegensteuern finden. Und wenn wir diese hätten, würden sich die Effekte vermutlich erst in etwa 30 Jahren bei der nächsten Generation sehen lassen.

40 Jahre Forschung und Diskussionen

Seit über 40 Jahren ist dieser Rückgang immer wieder ein sehr hitziges Thema. Medien reden von einer Fruchtbarkeitskrise. Manchmal sogar von einer Apokalypse und Bedrohung für die Menschheit. Natürlich ist das keine zielführende Berichterstattung. Es führt aber dazu, dass auch nach so vielen Jahren die Debatte um dieses Thema nicht abreißt.

Zum ersten Mal stießen Forscher in den 1970er Jahren darauf. In den kommenden 30 Jahren beschäftigten sich Studien dann damit, diese Ergebnisse zu untermauern. Wissenschaftler sammelten mehr und mehr Daten. Das Phänomen konnten sie in Neuseeland, Australien, Europa, Nordamerika und auch China entdecken.

Wo liegen die Gründe dafür?

Die Ursachen sind bis heute noch nicht wirklich geklärt. Regierungen stecken aber zunehmend mehr Geld in die Forschung. In Australien wird ein Programm namens Healthy Male staatlich gefördert. Das beschäftigt sich fast ausschließlich mit der Zeugungsfähigkeit von Männern. In anderen Ländern gibt es ähnliche Initiativen.

Auch die Wissenschaftlerin Shanna Swan, die mit ihrer Studie den Stein ins Rollen gebracht hat, hat ein Buch geschrieben. Übrigens: Ihre Studie zählte du den 30 meistdiskutierten Studien des Jahres. Daran siehst du wie groß das Thema eigentlich ist. Aber zurück zum Buch. Sie nennt es „Count down – Was uns immer unfruchtbarer macht“

In ihrem Buch zieht sie einige drastische Schlussfolgerungen. Wenn wir den Trend beibehalten, sei der durchschnittliche Mann im Jahr 2045 unfruchtbar. Außerdem sind bereits heute die Geburtenraten in 50% der Länder unseres Planeten zu niedrig, um die Bevölkerung zu erhalten. Wir müssen ab an dieser Stelle beachten: Das muss nicht nur an der Fruchtbarkeit von Männern liegen. Andere Gründe wie der Aufstieg von Verhütungsmitteln spielen bestimmt ebenfalls eine Rolle. Es ist also nicht nur eine Frage des Könnens sondern auch des Wollens.

Dennoch: Die Fruchtbarkeit trägt ihren Teil durch das Können bei. Und wenn Menschen keine Kinder bekommen können, obwohl sie das wollen, ist das ein Problem. Wo sieht Swan also die Ursachen dafür?

Chemikalien könnten unser Hormonsystem beeinflussen

Sie und viele ihrer Kollegen machen endokrin wirksame Chemikalien in der Umwelt verantwortlich. Endokrin bedeutet nichts anderes als das Hormonsystem betreffend. Wir seien also tagtäglich Stoffen ausgesetzt, die unser Hormonsystem beeinflussen. Darunter Phthalate und Bisphenol-A in Kunststoffen, Pestiziden, Kosmetika und sogar Bankautomatenquittungen.

Und an den Haaren herbeigezogen ist das nicht. Die European Society for Paediatric Endocrinology und die Pediatric Endocrine Society haben sich bereits 2011 zusammengetan und ein Statement veröffentlicht.[1] Darin beschreiben sie, dass diese Chemikalien das Hormonsystem von Kindern beeinflussen. Möglicherweise sogar schon im Mutterleib. Deshalb müssten Forscher unbedingt mehr Daten dazu sammeln. Zum Thema Fruchtbarkeit finden sie folgende Worte:

„Unser gegenwärtiges Verständnis des Ursprungs und insbesondere über die Ursachen von Störungen der männlichen Fortpflanzungsstörungen ist leider sehr dürftig. Ein besseres Verständnis würde nicht nur unsere Möglichkeiten zur Prävention oder Behandlung männlicher Fortpflanzungsstörungen verbessern, sondern hätte auch weitreichende Auswirkungen auf die Aspekte der Männergesundheit, die in den kommenden Jahrzehnten die europäische Szene beherrschen werden. Aus einer sozioökonomischen Perspektive sind die Auswirkungen der Verschlechterung der reproduktiven Gesundheit von Männern in Europa allumfassend.“ [2]

Swan vergleicht die Fruchtbarkeitskrise sogar mit dem Klimawandel. Damit bezieht sie sich auf ein paar Ähnlichkeiten:

  • Es ist schwer zu bekämpfen
  • Es ist eine Bedrohung für die Menschheit
  • Wir sehen die Folgen erst nach längerer Zeit

Sie meint sogar, dass der Mensch bereits drei von fünf Kriterien erfülle, um als aussterbende Art zu gelten.

Bis in die späten 2010er Jahre wussten wir also nur, dass es dieses Problem gibt. Natürlich gibt es weitere Mutmaßungen und Theorien, woran das liegen könnte. Die Daten sind aber leider sehr begrenzt. Auch deshalb gibt es viel Kritik an einigen Theorien. Schließlich sind es nur Theorien ohne Daten. Eine nennenswerte Studie veröffentlichten Forscher aber erst kürzlich. Nämlich 2020. Und die sieht Ernährung als einen großen Faktor.[3]

Ernährung und Fruchtbarkeit: Du bist was du isst

Wir wissen, dass Ernährung für unsere Gesundheit wichtig ist. Dass sie aber auch bei der Fruchtbarkeit eine Rolle spielen kann, ist nicht ganz so offensichtlich. Forscher identifizierten bei den Teilnehmern der Studie insgesamt 4 Ernährungsweisen:

  • Mediterrane Diät
  • Westliche Diät
  • Vegetarische Diät
  • Open Sandwich

Als typisch westliche Diät bezeichnen wir gemeinhin eine Ernährung reich an Junk Food. Pizza, Pommes, auch viel Fleisch, Zucker und hochprozessierte Lebensmittel. Eine mediterrane Diät beinhaltet viel Fisch, Obst und Gemüse. Vegetarisch sollte klar sein. Hier essen Menschen kein Fleisch. Und die vierte Ernährungsweise, die die Forscher ausmachen konnten, nannten sie Open Sandwich. Dazu musst du wissen, dass die Studie aus Dänemark stammt. Die Dänen würden nicht Open Sandwich sondern Smørrebrød sagen. Das lässt sich als Butterbrot übersetzen, ist aber in der Regel mehr als nur das. Die Forscher finden bei dieser Ernährungsweise viel prozessiertes Fleisch wie Wurst, Brot, kalten Fisch und Mayonnaise.

Beim Thema Fruchtbarkeit schnitt die mediterrane Diät mit Abstand am besten ab. Die westliche Diät hingegen landetet klar auf dem letzten Platz. Auf Platz zwei schaffen es die Vegetarier, auf Platz drei die traditionelle Dänen-Diät. Wobei zwischen diesen beiden nicht viel Unterschied besteht.

Wir können an dieser Stelle ein wenig mutmaßen. Wie unterscheiden sich die Ernährungsweisen denn eigentlich? Was an ihnen könnte gesund oder ungesund sein? Wichtig scheint vor allem der Unterschied zwischen mediterraner und westlicher Diät.

Warum die typisch westliche Diät schlecht ist

Du musst kein Ernährungswissenschaftler sein, um zu wissen, dass die westliche Diät nicht gesund ist. Hochprozessiertes Essen, Junk Food, Zucker. Jeder weiß, dass das nicht gerade die besten Lebensmittel sind. Aber was genau daran könnte jetzt eigentlich zu diesen Fruchtbarkeitsproblemen führen?Keto_Fruchtbarkeit_4

Dazu müssen wir ein wenig um die Ecke denken. Es gibt einige Studien, die darauf hinweisen, dass Omega-6-Fettsäuren schlecht für Fruchtbarkeit sind. [4] [5] [6] [7] Bestimmt kennst du Omega-3-Fettsäuren. Wenn jemand von ihnen spricht, geht es meistens darum, wie gesund sie sind. Omega-6-Fettsäuren andererseits sind ein bisschen wie der böse Zwilling.

Die Omega-Fettsäuren sind essentielle Fettsäuren. Das heißt, dass sie dein Körper nicht selbst herstellen kann. Deshalb musst du sie irgendwie anders zu dir nehmen. Viele tun das über Essen oder auch Nahrungsergänzungsmittel. Es kommt aber auf das richtige Verhältnis an. Und da stolpern wir bei der typisch westlichen Diät in die Probleme.

Wir essen zu viel Omega-6-Fettsäuren

Wenn du dich ein bisschen mit Omega-3-Fettsäuren auskennst, weißt du bestimmt wo sie vorkommen. Fr die meisten Menschen ist das Fisch. Bei Omega-6-Fettsäuren ist das aber oft nicht so klar. Deshalb ist vielleicht auch nicht auf Anhieb klar, warum gerade die westliche Diät so schlechte Ergebnisse erzielte.

Aber um die Katze aus dem Sack zu lassen: Die westliche Diät beinhaltet viel zu viel Omega-6-Fettsäuren. Forscher gehen davon aus, dass unsere Vorfahren auf ein Verhältnis von 1:1 zwischen Omega-6 und Omega-3 angepasst waren. Heute steht dieses Verhältnis bei 15:1. [8]

Fettsäuren konkurrieren um ihre Plätze in Zellen. Hier können wir noch einmal an unser Marathon-Beispiel vom Anfang anschließen. Wenn eine Fettsäure deutlich mehrere Läufer ins Rennen schickt, kommen auch mehr von ihnen ins Ziel. Und so ist das auch wenn der Körper Zellen aufbaut. Bei einem Verhältnis von 15:1 stehen die Chancen für Omega-6-Fettsäuren deutlich besser.

Ein Problem ist das, weil Omega-6 Entzündungen fördert. Es ist deshalb an vielen Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen beteiligt. Omega-3 andererseits ist entzündungshemmend. Es hält seinen bösen Zwilling also etwas in Zaum. Bei einem Verhältnis von 1:1 klappt das ganz gut. Bei 15:1 nicht mehr.

Wo kommen Omega-6-Fettsäuren vor?

Wir wissen jetzt also, dass Omega-6-Fettsäuren nicht gut für die Fruchtbarkeit sind. Und wir wissen auch, dass wir wohl viel zu viel davon essen. Aber wo ist das eigentlich drin?

Dieser steile Anstieg ist vermutlich auf Pflanzenöl zurückzuführen. Viele Menschen haben das wahrscheinlich gar nicht so auf dem Schirm. Vor 150 Jahren standen Rapsöl. und Co. allerdings noch nicht in der Küche. Tatsächlich ist unser Konsum von pflanzlichen Ölen in den letzten 100 Jahren von etwa 1,60g pro Tag auf satte 80g pro Tag gewachsen.[9] Das heißt, dass mittlerweile etwa 20% unserer täglichen Kalorien aus Pflanzenöl kommen. Und früher waren es noch fast 0.

Omega-6-Fettsäuren: Der Lösung etwas näher

Wir können jetzt ein paar Puzzlestücke zusammenfügen. Studien zeigen, dass Fruchtbarkeitsprobleme vor allem in westlichen Industrieländern grassieren. Wir wissen auch, dass die typisch westliche Ernährungsweise mit diesen Problemen zusammenhängt. Und diese hatte in den letzten Jahrzehnten vor allem mit dem Anstieg von Omega-6-Fettsäuren zu tun. Aus anderen Studien wissen wir wiederum, dass diese schlecht für Fruchtbarkeit sind.

Wir können also festhalten: Ernährung scheint eine Rolle zu spielen. Und bei der westlichen Ernährungsweise haben wir zumindest einige Hinweise, dass Omega-6-Fettsäuren eine Rolle spielen könnten.

Auch bei Vegetariern könnte es Probleme geben

Auch wenn eine vegetarische Ernährung einige Vorteile versprechen mag, ist Fruchtbarkeit keiner davon. Forschung deutet darauf hin, dass sowohl Konzentration und Motilität geringer sind.[10] [11]

Umgekehrt gibt es Hinweise darauf, dass vor allem Organfleisch gut für die Fruchtbarkeit sein soll. Wissenschaftler fanden heraus, dass sowohl Konzentration als auch Motilität höher sind. Außerdem messen sie etwa 50% mehr Spermien. Verarbeitetes Fleisch wie Wurst hingegen soll schlecht sein. Da ist es besser rotes Fleisch oder Fisch zu essen.[12]

Wir müssen hier aber vorsichtig sein. Selbst die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass wir bisher nur sehr wenige Daten dazu haben.

Warum funktioniert die mediterrane Diät?

Laut der Studie erzielten Männer, die mediterran essen, die besten Ergebnisse bei der Fruchtbarkeit. Doch was heißt es eigentlich mediterran zu essen?

Wie der Name schon sagt, geht es hier um das Meer. Dabei geht es also um Länder, die im Süden Europas liegen. Zum Beispiel Spanien, Italien oder Griechenland. Als Basis für eine gesunde Ernährung dienen hier Olivenöl, Gemüse, Obst, Fisch und Vollkorn. Auf hochverarbeitetes Essen solltest du verzichten. Ein Fokus liegt auch auf folgenden Aspekten[1]:

  • Gesunde Fette
  • Fisch als bevorzugte Proteinquelle
  • Fleisch nur in moderaten Mengen

Hier sind ein paar interessante Dinge dabei. Vor allem wenn es um die gesunden Fette und den Fisch geht. Vergleichen wir das einmal kurz mit der westlichen Diät. Wenn es um Fette geht, steht Pflanzenöl an erster Stelle. Außerdem ist hochverarbeitetes Essen fester Bestandteil.

Die mediterrane Diät behebt die Fehler der westlichen Diät

Nun fragst du dich vielleicht, was die mediterrane Diät unter gesunden Fetten versteht. Immerhin ist Olivenöl auch Pflanzenöl. Jein! Das stimmt zwar, aber Olivenöl tanzt da ein wenig aus der Reihe. Anders als die meisten Pflanzenöle besteht Olivenöl nämlich vor allem aus einfach ungesättigten Fettsäuren. Beim Rest sind es meistens mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Diese beinhalten zum Großteil Omega-6-Fettsäuren.Keto_Fruchtbarkeit_3

Gleiches gilt für den Fisch. Der ist reich an Omega-3-Fetten. Eigentlich macht die mediterrane Diät also alles richtig, was die übliche, westliche Diät falsch macht: Sie reduziert Omega-6-Fettsäuren. Diese spielen, wie wir wissen, bei Fruchtbarkeit eine Rolle. Das würde jedenfalls die Ergebnisse aus der Studie erklären.

Könnte es bei der mediterranen Diät also an den gesunden Fetten liegen? Zumindest scheint das ein großer Unterschied zu den anderen Diäten zu sein. Nicht nur zu westlichen Diät. Denn Vegetarier legen nicht zwingend einen Fokus auf gesunde Fette. Gleiches gilt für die Open-Sandwich-Diät der Dänen. Außerdem: Wenn gesunde Fette den Unterschied machen, müsste Keto mindestens genauso gut funktionieren.

Es könnte aber auch noch ein paar andere Gründe geben, warum die mediterrane Diät funktioniert.

Die mediterrane Diät bekämpft oxidativen Stress

Es gibt Hinweise darauf, dass oxidativer Stress mit männlicher Unfruchtbarkeit zusammenhängt. Dazu zählen beispielsweise verminderte Spermienmotilität und DNA-Schäden bei Spermien.[13] Antioxidantien arbeiten, wie der Name schon sagt, gegen diese Effekte. Und die mediterrane Diät beinhaltet viele Antioxidantien.

Zu wenig Vitamin C hängt mit Unfruchtbarkeit zusammen

Studien zeigen, dass Männer mit weniger Vitamin C im Körper in der Regel auch eher unfruchtbar sind.[14] [15] In welchen Lebensmitteln finden wir Vitamin C nun? Zum Beispiel Zitrusfrüchte, Brokkoli, Kartoffeln, Paprika, Beeren. Du siehst in welche Richtung das geht: Obst und Gemüse. Und deshalb kann die mediterrane Diät auch hier punkten.

Vitamin E und Selen fördern die Fruchtbarkeit

Vitamin E und Selen scheinen ebenfalls mit Fruchtbarkeit zu tun zu haben. Studien zeigen jedenfalls, dass ein höherer Vitamin-E-Spiegel die Motilität erhöht.[16] Und zu wenig Selen kann zu Missbildungen der Spermien führen. Die mediterrane Diät punktet auch hier mit folgenden Lebensmitteln: Nüsse, Fisch, Eier, Olivenöl.

Zink hilft ebenfalls

Zink findest du in Meeresfrüchten, Getreide und Fleisch. Da ist auch direkt klar: Wer sich mediterran ernährt, der nimmt in aller Regel genügend Zink zu sich. Neben seiner antioxidativen Wirkung trägt Zink zum Gleichgewicht der Fortpflanzungshormone bei. Zinkmangel hingegen wird mit Spermienmissbildungen und niedrigen Testosteronwerten in Verbindung gebracht. [17]

Mediterrane Diät und Keto im Vergleich

Obst, Gemüse, Fisch, Nüsse, Meeresfrüchte, Olivenöl, Eier. Beim Lesen klingt das alles gar nicht so weit weg von Keto. Tatsächlich klingt das ziemlich ähnlich. Und wir hatten ja oben schon spekuliert: Wenn es am gesunden Fett liegt, könnte dann auch Keto die Fruchtbarkeit erhöhen?

Über die mediterrane Diät selbst gibt es auch viele Daten und Studien. Obwohl sie viele Menschen bereits seit langer Zeit leben, ist sie noch gar nicht so lange bekannt. Im Westen sind Ancel und Maraget Keys dafür verantwortlich. Und trotz ihrer Bemühungen in den 1970er Jahren konnte die Ernährungsweise erst in den 1990er Jahren so richtig durchstarten.

Zu ihren Vorteilen gehören zum Beispiel, dass Frauen 20% weniger Schlaganfälle erleiden.[18] Außerdem wirkt sie entzündungshemmend und hilft bei Depressionen.[19] So richtig interessant sind aber ein paar andere Studien. Und da kommen wir jetzt auf das Thema gesunde Fette zurück. Da sollten Ketarier genau zuhören.

In diesen Studien haben Wissenschaftler die mediterrane Diät nämlich um Nüsse und Olivenöl erweitert. Die sind natürlich von Anfang an Bestandteil. Sie haben aber die Mengen erhöht. Die Ergebnisse sahen wie folgt aus:

  • Ein um 52% verringertes Risiko auf Diabetes[20]
  • Ein um 30% verringertes Risiko auf Herzkrankheiten[21]
  • Ein um 62% verringertes Risiko auf Brustkrebs[22]

Wir haben also jetzt jedenfalls Grund zur Annahme, dass nicht Gemüse und Obst die Vorteile bringen. Es sieht vielmehr danach aus, dass es die Fette sind. Auch die griechische Version der mediterranen Diät sieht übrigens knapp 40% Fette vor.[23]

Wenn die mediterrane Diät funktioniert, funktioniert dann auch Keto?

Lass uns einmal kurz zusammenfassen. Die westliche Diät ist schlecht. Die mediterrane Diät ist gut. Die Gründe dafür liegen aber wohl nicht unbedingt am Obst oder Gemüse, sondern an den Fetten. Im Westen essen die Menschen viel Omega-6-Fettsäuren. Bei der mediterranen Diät liegt der Fokus deutlich mehr auf Omega-3-Fettsäuren. Außerdem: Erweitern wir die mediterrane Diät um gesunde Fette, hat das auch einige Vorteile, die wir von Keto bereits kennen.

Die große Frage ist jetzt: Funktioniert die mediterrane Diät aus den gleichen Gründen wie Keto? Ist die mediterrane Diät sozusagen „Keto Light“?

Keto muss nicht, aber kann

Die Antwort ist nicht so leicht. Die mediterrane Diät ist von Natur aus reich an Omega-3-Fettsäuren. Sie definiert sich über bestimmte Lebensmittel, die nun mal einfach reich an Omega-3 sind. Und darüber hinaus auch noch wenig Omega-6 beinhalten.

Wir könnten fast sagen, dass die mediterrane Diät einfach zufällig gesund ist. Bei Keto ist das alles etwas anders. Eine ketogene Ernährung bedeutet nur, dass du Kohlenhydrate reduzierst und mehr Fett isst. Das soll den Stoffwechsel ändern. Statt Glukose verwendet der Körper jetzt Ketone als Antriebsmittel. Und die kommen aus dem Fett.

Das heißt, dass Keto eigentlich ganz einfache Kriterien hat: Weniger Kohlenhydrate, mehr Fett. Ketogen kannst du dich also auch mit Omega-6-Fettsäuren ernähren. Und das wäre nicht gut für die Fruchtbarkeit.

Keto kann allerdings die Fruchtbarkeit fördern. Wenn du es richtig machst. Und dazu musst du wissen, welche Fette gut und welche schlecht sind. Als Daumenregel gilt hier: Omega-3-Fettsäuren sind gut. Omega-6-Fettsäuren sind schlecht. Aber warum ist das eigentlich so?

Fruchtbarkeit und oxidativer Stress

Wir hatten weiter oben schon über Antioxidantien geredet. Die mediterrane Diät ist nämlich reich an solchen Lebensmitteln. Antioxidantien helfen dem Körper dabei gegen sogenannte freie Radikale vorzugehen. Die genaue Chemie sparen wir uns an dieser Stelle. Aber du solltest wissen, dass freie Radikale Moleküle sind, die Krankheiten begünstigen. Sie rufen Entzündungen hervor und verlangen dem Körper dadurch Energie ab. Das nennen wir oxidativen Stress. Und der hängt mit vielen verschiedenen Krankheiten wie Herzproblemen zusammen. [24] Darunter auch: Fruchtbarkeitsprobleme.[25] Fruchtbarkeit ist sogar stark betroffen. Das liegt daran, dass die Spermienzellen im Gegensatz zu anderen Körperzellen so wie gut keine Abwehrmechanismen besitzen.

Antioxidantien helfen dabei oxidativen Stress zu reduzieren. Klar, das sagt der Name irgendwie schon. Omega-6-Fettsäuren andererseits befeuern oxidativen Stress. Und damit könnten wir das wichtigste Puzzlestück gefunden haben.

Die mediterrane Diät scheint zu helfen, weil sie oxidativen Stress minimiert. Und zwar auf zwei verschiedene Wege: Sie beinhaltet Lebensmittel, die antioxidativ wirken. Aber nicht nur das. Sie reduziert auch Lebensmittel, die oxidativ wirken. Letzteres passiert über gute Fette, also den Verzicht auf Omega-6-Fettsäuren.

Keto und oxidativer Stress

Wir können also festhalten: Oxidativer Stress ist ein großer Treiber von Unfruchtbarkeit, wenn es um Ernährung geht. Aber wie passt Keto da rein?

Keto hilft dabei oxidativen Stress zu reduzieren. Studien zeigen das immer wieder.[26] [27] [28] Das liegt einerseits daran, dass viele Lebensmittel, die auf dem Keto-Speiseplan stehen Antioxidantien enthalten. Andererseits hilft sogar Ketose selbst. Also der Stoffwechselprozess, der Keto von allen anderen Ernährungsformen unterscheidet.[29] [30] Hier gibt es bereits Forschung zu neurologischen Erkrankungen. Forscher wissen also bereits, dass Ketone oxidativen Stress reduzieren.

Wir haben aber ein Problem. Da können wir den Bogen zum Anfang schlagen. Uns fehlt es ganz einfach an Forschung. Wir wissen nicht, wie sich Keto auf Fruchtbarkeit auswirkt. Wir können nur Vermutungen anstellen. Begründete Vermutungen immerhin. Denn verschiedene Studien sehen oxidativen Stress als Problem. Andere Studien zeigen, dass Keto oxidativen Stress reduziert. Was fehlt sind knallharte Studien, die Keto und Fruchtbarkeit zusammen prüfen. Da ist die Datenlage leider dünn. Neben diesen Studien gibt es aber Hoffnung aus der Tierwelt. Forscher konnten zeigen, dass Ketone die Motilität von Mäusespermien erhöht. [31]

Keto und Fruchtbarkeit: Was wir wissen

Wie du sicher schon weißt, wissen wir nicht viel. Zumindest wenn es um Wissen aus Studien geht. Es ist wissenschaftlich belegt, dass die mediterrane Diät gut für Fruchtbarkeit ist. Und zwar nicht nur gut, sondern vor allem besser als die meisten anderen Diäten.

Warum sie funktioniert, könnte an vielen Gründen liegen. Einer davon ist aber ziemlich sicher das Bekämpfen von oxidativem Stress. Denn die mediterrane Diät beinhaltet viele Antioxidantien. Und darüber hinaus reduziert sie oxidative Lebensmittel. Allen voran Omega-6-Fettsäuren. Oxidativer Stress ist die Ursache für viele Krankheiten. Und gerade bei Spermienzellen kann er viel Schaden anrichten.

Keto trumpft hier auch. Wenn du es richtig machst. Denn auch bei Keto sind viele Antioxidantien im Spiel. Aufpassen musst du aber bei den Fetten. Hier ist es wichtig die richtigen Fette zu essen. Besser gesagt, ist es wichtig, nicht die falschen Fette zu essen. Denn auf Omega-6-Fettsäuren solltest du verzichten. Auch wenn sie bei Keto theoretisch erlaubt wären.

Keto trumpft aber nicht nur durch Antioxidantien in Lebensmitteln. Ketone selbst reduzieren nämlich ebenfalls oxidativen Stress. Und damit hat Keto anderen Diäten etwas voraus. Ob das auch bei der Fruchtbarkeit hilft, wissen wir nicht. Zumindest nicht aus Studien. Die Annahme ist aber berechtigt. Denn die Ergebnisse aus verschiedenen Studien deuten darauf hin. Wir brauchen nur noch einen Forscher, der die verschiedenen Studien zusammenführt. Bis dahin müssen wir uns wohl gedulden.

Bist du selbst schon einmal mit dem Thema Fruchtbarkeit in Kontakt gekommen? Hast du vielleicht andere Tipps?

Mehr zum Thema Keto und Fruchtbarkeit

[1] https://www.hsph.harvard.edu/nutritionsource/healthy-weight/diet-reviews/mediterranean-diet

[1] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21832106/

[2] https://wellcomecollection.org/works/ccdq8vn4

[3] https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2761546?

[4] https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0261561409001587

[5] https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0952327806000962

[6] https://lipidworld.biomedcentral.com/articles/10.1186/1476-511X-12-33

[7] https://academic.oup.com/biolreprod/article/92/4/108,%201-10/2434086

[8] https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0753332202002536

[9] https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0306987717305017

[10] https://www.fertstert.org/article/S0015-0282(14)01556-8/fulltext

[11] https://europepmc.org/article/med/27280539

[12] https://www.fertstert.org/article/S0015-0282%2813%2902544-2/fulltext

[13] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6472207/

[14] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17004914/

[15] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4149087/

[16] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3048346/

[17] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7589359/

[18] https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/STROKEAHA.117.020258

[19] https://www.nature.com/articles/s41380-018-0237-8

[20] https://diabetesjournals.org/care/article/34/1/14/27298/Reduction-in-the-Incidence-of-Type-2-Diabetes-With

[21] https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1800389

[22] https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2434738

[23] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15702596/

[24] https://openheart.bmj.com/content/5/2/e000898

[25] https://www.nature.com/articles/nrurol.2017.69

[26] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5012517/

[27] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4294438/

[28] https://digitalcommons.ursinus.edu/health_pres/10/

[29] https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1111/j.1471-4159.2007.04483.x

[30] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S221323171931239X

[31] https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/15139973/