Wir alle erleben Stress als eine Art Hintergrundrauschen in unserem Alltag, denn die moderne Industriegesellschaft fordert ein schnelles, hektisches Leben. Für Hobbies und Familie bleibt oft nur wenig Zeit, da wir dazu neigen, uns mit Aufgaben zu überhäufen, uns ständig um die Zukunft sorgen müssen oder darum, wie wir etwas besser machen könnten. Nun stellt sich die Frage: Würde es uns ohne Stress besser ergehen? Ein stressfreies Leben würde bedeuten, dass wir vor keinerlei Hürden gestellt werden, keine neuen Bereiche erkunden, uns keine neuen Fähigkeiten aneignen. Es gäbe keine Gründe, die Komfortzone zu verlassen, und wir würden stagnieren. Stress ist also keinesfalls immer negativ behaftet, aber dazu im späteren Verlauf mehr. Zunächst beschäftigen wir uns mit der Frage, was Stress genau ist. 

 

Was ist Stress nun genau?  

Stress ist eine Reaktion des Organismus auf einen externen oder internen Stimulus, den sogenannten Stressor, der bewirkt, dass unser körperliches Gleichgewicht gestört wird. Jeder von uns verfügt über individuelle Ressourcen, mit denen der Körper versucht, das entstandene Ungleichgewicht wieder zu regulieren. Diese Ressourcen können sich sowohl materiell in Form von Geld oder Ähnlichem als auch in Form von sozialer Unterstützung durch Freunde und Familie oder aber auch in ganz persönlichen Fertigkeiten zeigen.

Jeder Körper reagiert anders auf Stress. Hauptsächlich unterscheiden wir zwischen physiologischen (z.B. Schlafstörungen), behavioralen (z.B. Überstunden machen), emotionalen (z.B. Wut, Trauer, Angst) und kognitiven (z.B. Konzentrationsschwierigkeiten) Reaktionen, die wiederum stark von einem selbst und der aktuellen Lebenslage abhängen. Nehmen wir beispielsweise an Herr X und Herr Y verlieren ihrem Job. Herr X hat sein Leben lang wenige Geldsorgen gehabt, seine Frau hat einen sicheren Job und er kann sich in schwierigen Phasen auf die Unterstützung seiner recht wohlhabenden Familie verlassen. Herr Y hat weniger Glück gehabt. Er ist Alleinverdiener einer fünfköpfigen Familie, Geldprobleme stehen an der Tagesordnung und er kann auch nicht auf finanzielle Unterstützung seitens seiner Familie hoffen. Herr X hat somit mehr Ressourcen, um den Stressor „Jobverlust“ zu bekämpfen, und wird folglich auch weniger Stress erleiden als der arme Herr Y.  

Solange der Körper es schafft, mittels eigener Ressourcen den erlebten Stress auszugleichen, werden keine gesundheitlichen Folgeschäden erlitten. Wenn Stress aber über eine lange Zeit bestehen bleibt, sprich chronisch wird, können ernsthafte gesundheitliche Probleme entstehen. Es wird unterschieden zwischen drei Arten (akutem, episodischem und chronischem Stress), die als aufeinander aufbauend angesehen werden können.  

Welche Stresstypen gibt es?

Akut  

Die akute Form von Stress ist wohl die bekannteste und alltäglichste. Er entsteht zum Beispiel, wenn uns eine Prüfung bevorsteht oder eine Deadline zu erreichen ist, sowie bei leichten Streitigkeiten in der Familie oder Sorge um die Kinder. Auch der oben genannte positive Stress fällt unter diese Kategorie.  

Typischer Weise ist er zeitlich begrenz und verursacht keine erheblichen Folgeschäden. Akuter Stress wirkt sich sowohl auf den Körper als auch auf Gefühle aus. Die meist erlebten emotionalen Symptome sind Angst, Ärger, Irritation und leichte depressive Symptome. Physisch werden häufig Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Magen- und Verdauungsprobleme sowie die typischen Stresssymptome Herzrasen, Schwitzen, Kurzatmigkeit und erhöhter Blutdruck beschrieben. Alle Symptome treten nur kurzzeitig auf und verschwinden danach wieder komplett. 

Im Regelfall kannst du akuten Stress leicht selbst bekämpfen und es ist nicht notwendig, sich professionelle Hilfe zu besorgen. Zum Beispiel einen Tag frei zu nehmen oder sich etwas Gutes zu tun, kann das Stresslevel erheblich senken.  

 

Episodisch 

Kehrt akuter Stress immer wieder zurück und der Leidensdruck für die Person erhöht sich, sprechen wir von episodischen Stress. Betroffene sind meist Personen, die zu einer pessimistischen und ängstlichen Persönlichkeit neigen. Situationen werden katastrophisiert und das Leben wird als eine einzige Herausforderung wahrgenommen.  

Die Symptomatik ähnelt dem akuten Stress, nur dass die Phasen hier verlängert und wiederkehrend sind, sprich beispielsweise persistente Kopfschmerzen oder depressive Episoden. Gesundheitliche Folgeschäden sind bei dieser Art von Stress durchaus möglich.  

Gefährlich ist hierbei, dass die Symptomatik immer wieder abflacht oder ganz verschwindet, sodass ein Gefühl von Besserung beziehungsweise Heilung entsteht. Du erlebst den Stress dann häufig als Teil des Lebens und beurteilst ihn nicht mehr zwingend als problematisch.

Befindest du dich in diesem Stadium, wird geraten, dir professionelle Hilfe zu suchen. Im Regelfall passiert dies leider jedoch recht selten.
 

Chronisch 

Wird episodischer Stress nicht bekämpft und werden die Phasen der Belastung immer länger, ist das chronische Stresslevel erreicht, das die gefährlichste Form darstellt. Er tritt häufig in ausweglos erscheinenden Situationen auf, in denen wenig Hoffnung auf Besserung besteht. Beispielhaft sind hier kaputte Ehen, Armut oder lebensbedrohliche Erkrankungen. Aber auch traumatische Erlebnisse können zu chronischem Stressempfinden führen, indem diese immer und immer wieder erlebt werden. Dies geschieht meist im Zusammenspiel mit einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), die neben dem erlebten Stress weitere starke psychische Belastungen mit sich bringt. 

Bei chronischem Stress gibt es keine Phasen der Besserung. Die Symptomatik ist stetig und der Körper wird dazu gezwungen, all seine Ressourcen zu verbrauchen. Sowohl mental als auch physisch treten starke Beschwerden auf, die sich bis hin zu schweren körperlichen Erkrankungen erstrecken. Besonders häufig sind Herzerkrankungen, Lungenerkrankungen und Krebs. Weiterhin typisch sind stark depressive Symptome wie Niedergeschlagenheit, Trauer, Angst, starke Müdigkeit sowie Suizidgedanken. Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Burn Out sind oft Begleiterscheinungen von langanhaltenden Stressphasen. 

Erkennst du dich in diesem Stressstadium wieder, wird dringend geraten, professionelle Hilfe aufzusuchen. Nicht selten endet chronischer Stress letztlich in Suizid oder Tod durch Erkrankung. 

 

Ist Stress immer negativ? 

Die meisten Menschen assoziieren Stress mit „Disstress“. Neben dieser negativen Art von Stress existiert der sogenannte positive „Eustress“ (eu = altgriechisch für gut). Stress kann in manchen Situationen sehr wichtig für uns sein, denn wie oben erwähnt hilft er uns, Herausforderungen und neue Aufgaben zu bewältigen, sowie unsere Sinne zu schärfen und uns neue Fähigkeiten anzueignen. So gelingt es uns beispielsweise, bei Bewerbungsgesprächen das Beste aus uns herauszuholen, uns zu motivieren, anstehende Aufgaben zu bewältigen oder Deadlines einzuhalten. Außerdem erleben wir Stress in Situationen wie Achterbahnfahren oder Fallschirmspringen, wobei der erlebte „Kick“ ebenfalls eine Stressreaktion des Körpers darstellt, die wir im Nachhinein aber als positiv bewerten.

Eine weitere sogar lebenswichtige Eigenschaft von Stress ist es, den Körper in Notfallsituation schnellstmöglich reagieren zu lassen. Diese Notfallreaktion wird auch „fight or flight“-Reaktion genannt (dt. Kampf oder Flucht). Stell dir vor, du säßest im Auto und es würde plötzlich ein Fahrrad vor dir auf die Straße einbiegen. Du bist gezwungen, heftig auf die Bremse zu treten, ohne dass Zeit bleibt, sich über dieses Verhalten großartig Gedanken zu machen. Es ist dem Stress zu verdanken, dass Körper und Gehirn im Notfall sofort reagieren.  

Stress ist also keinesfalls immer negativ zu beurteilen. Es ist nur wichtig, rechtzeitig zu bemerken, wann Stress gefährlich wird. Es gibt eine Reihe von Symptomen, an denen man feststellen kann, ob und wie sehr der Körper gestresst ist.  

 

Woran du merkst, dass du gestresst bist

Stress kann sich auf Körper, Emotionen und Verhalten auswirken, wobei jeweils verschiedene Symptome unterscheiden werden.  

So äußert sich Stress in deinem Körper 

  • Kopf-, Rücken-, Bauch- oder Brustschmerzen 
  • Muskelverspannungen 
  • Verdauungsstörungen 
  • Müdigkeit und Erschöpfung  
  • Schlafprobleme und Alpträume  
  • Sexuelles Desinteresse
  • Hoher Blutdruck 

Kopfschmerzen sind ein häufiges Symptom für Stress.

So fühlt sich dein Stress an 

  • Irritation 
  • Aggression 
  • Trauer 
  • Depressivität 
  • Angst 
  • Überforderung 
  • Nervosität 
  • Desinteresse  
  • Besorgnis 
  • Einsamkeit 

 So verhältst du dich unter Stress 

  • Vermeidungsverhalten (Situationen, Orte und Personen meiden, die zu Stress führen könnten, z.B. nicht mehr zur Arbeit gehen) 
  • Weinen 
  • Nägelkauen 
  • „Skin-picking“ 
  • Konzentrationsprobleme 
  • gesteigerter oder geminderter Appetit 
  • Drogenkonsum 
  • unruhiges Verhalten 
  • aggressives Verhalten
     

Bei jeglichen Bedenken solltest du dich sofort an einen Arzt wenden, denn je weiter fortgeschritten das Stressstadium ist, desto mehr wirst du letztlich darunter leiden und desto schwieriger wird es, den Stress zu bekämpfen. 

 

So besiegst du Stress effektiv!

Im Folgenden gibt es einige Beispiele, die dir helfen können, dein Stresslevel zu senken. So wie jeder Körper anders auf Stress reagiert, wirkt auch jeder Körper diesem anders entgegen. Grundsätzlich werden hier keine Grenzen gesetzt. Alles, was dir hilft, stressfreier zu werden, solltest du für dich nutzen!  

Bekämpfe Stress mit einfachen Mitteln!

Identifiziere den Trigger   

Achte genau darauf, welche Situationen beziehungsweise welche bestimmten Stressoren für dein Stressempfinden verantwortlich sind. Versuche, gezielt an den entsprechenden Auslösern zu arbeiten und diese zu bekämpfen, oder versuche, die Situation weitestgehend zu vermeiden. Es wird immer Situationen geben, in denen du Stressoren gegenübertreten musst, da sie sich nicht vermeiden lassen. Aber auch hier kann es helfen, zumindest darauf gefasst zu sein, wie dein Körper reagieren wird.  

Organisiere deinen Tag 

Wir neigen dazu, uns mit Aufgaben zu überladen und dies umso leichter, je weniger Überblick besteht. Auch das menschliche Gehirn hat seine Grenzen und kann nicht auf Abruf jeden Termin, Geburtstag und jede anstehende Aufgaben abliefern. Schaff dir am besten einen Terminkalender an und schreibe dort zunächst alles auf, was an den entsprechenden Tagen ansteht. Plane auch Pausen mit ein! Du wirst merken, wann ein Tag zu verplant ist oder wann du vielleicht noch etwas mehr geschafft hättest. Du lernst nach und nach, wie viel du dir pro Tag zumuten kannst, und irgendwann wird das auch ohne Terminkalender besser gelingen.  

Lerne, Nein zu sagen 

Dieser Punkt schließt an den letzten an. Es ist wichtig, seine eigenen Grenzen zu kennen und keiner, außer dir selbst, kann bestimmen, wo diese liegen. Wenn du nun merkst, dass der Terminkalender keinen Platz mehr bietet, und dein Chef dir beispielsweise noch eine Aufgabe aufdrücken will, sage nein. Es soll nicht heißen, dass du dich so aller Verantwortung entziehen und jegliche Aufgaben ablehnen kannst. Unterforderung kann genauso viel Stress auslösen wie Überforderung. Hör auf dein Inneres und sei ehrlich zu dir selbst und deinem Umfeld.  

Baue Positives in deinen Alltag ein 

Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, Stress im Alltag zu bekämpfen. Es hilft beispielsweise schon, ein paar Entspannungsübungen einzubauen, um den Kopf wieder freizukriegen. Geh an die frische Luft, wenn du das Gefühl hast, überfordert zu sein. Atme tief durch, lies ein Buch oder ruf eine vertraute Person an. Alles, was sich positiv auf deine Stimmungslage auswirkt, bekämpft Stress effektiv und tut dir zusätzlich auch noch gut. 

Ernähre dich gesund 

Damit der Körper reibungslos arbeitet und einem stressigen Alltag standhalten kann, braucht er eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Die Ausrede, gesundes Essen wäre zu teuer oder du hättest keine Zeit zum Kochen, zählt hier nicht. Such im Internet einfach mal „gesunde, schnelle Keto Rezepte“ oder „günstige, gesunde Ketogene Rezepte“ und du wirst deine Aussage überdenken.
Ketogene Ernährung hilft vielen, sich ausgeglichener zu fühlen. 

Sprich über deine Probleme und Gefühle  

Wende dich mit deinen Sorgen, Gedanken und Problemen an Personen, denen du vertrauen kannst. Sprich mit ihnen darüber, was genau dich so belastet. Es ist wahnsinnig erleichternd, Ballast loszuwerden, auch wenn das nicht die Lösung des Problems darstellt. Außerdem gilt: Geteiltes Leid ist halbes Leid.  

Hör auf dein Umfeld  

Nicht selten sind Betroffene die letzten, die mitbekommen, wie sehr sie eigentlich gestresst sind. Ihr Umfeld aber, vor allem nahestehende Personen, wird Unterschiede im Verhalten bemerken. Im Stress neigen wir häufig dazu, Kommentare wie „Du siehst ganz schön müde aus.“ oder „Geht es dir gut?“ von uns abzuwenden und zu verwerfen, manchmal sogar aggressiv zu reagieren. Niemand gibt gerne zu, dass er nicht zurechtkommt, und meist gestehen wir dies nicht mal uns selbst ein. Hörst du öfter solche besorgten Kommentare, denke darüber nach, ob nicht doch etwas dran sein könnte, und arbeite gegebenenfalls an der Situation. 

Akzeptiere deine Situation  

Es wird immer Situationen geben, an denen du nichts ausrichten kannst und die es durchzustehen gilt. Auch wenn es schwierig ist, versuche, deine Lage zu akzeptieren. Verschwende nicht sinnlos alle Energie und fokussiere dich auf andere Dinge.  

 Stress

Eva