Im Artikel „Ketogene Diäten. Vorsicht bei Verzicht auf Kohlenhydrate“ wird empfohlen, sich nicht ketogen zu ernähren. Wir als Ketoseportal können das natürlich nicht so stehen lassen.

Hier eine Richtigstellung der Fakten:

Dieser Artikel sagt prinzipiell aus, dass

a) kohlenhydratreduzierte Diäten nur bei Epilepsie helfen, alle weiteren Anwendungsfälle seien nicht nachgewiesen,

b) ketogene Diäten zu Ablagerungen an den Gefäßen mit der Folge von Schlaganfällen oder Herzinfarkten führen,

c) ketogene Diät zu einer erhöhten Harnsäureproduktion führt und somit zu Gicht führen kann.

Der Artikel zitiert als Quellen nur Interviewpartner wie Professor Georg Wechsler oder Margret Morlo. Wissenschaftliche Studien werden nicht angegeben. Soviel schon mal zur Tiefe der Recherche, die der Journalist da unternommen hat. Vielleicht ist deswegen auch die Kommentar-Funktion bei dem Artikel ausgeschaltet.

Schauen wir doch mal, was an den Punkten jeweils an Wahrheit dran ist.

Zu a) kohlenhydratreduzierte Diäten nur bei Epilepsie helfen, alle weiteren Anwendungsfälle seien nicht nachgewiesen

Dass Ketose bei Epilepsie hilft, ist lange nachgewiesen. Außerdem ist seit über 20 Jahren bekannt, dass Kohlenhydratverzehr zum Metabolischen Syndrom, das mit Herzkrankheiten, Diabetes, Bluthochdruck, etc zusammenhängt. Der Verzicht auf Kohlenhydrate könnte also durchaus helfen, diese Krankheiten zu lindern oder sogar zu heilen.

Kohlenhydratreduzierte Diäten helfen nachgewiesenermaßen für

Erste Hinweise in Studien gibt es auf eine Wirksamkeit bei

Außerdem gibt es weitere Anwendungsfelder, die wohl erst in den nächsten Jahren wissenschaftlich nachgewiesen werden, aber schon von Ketanern in Foren diskutiert werden. Einfach mal bei reddit unter /keto suchen.

b) ketogene Diäten zu Ablagerungen an den Gefäßen mit der Folge von Schlaganfällen oder Herzinfarkten führen

(„Es besteht die Gefahr, dass eine nur fettreiche Ernährung zu Ablagerungen an den Gefäßen führt. Die Folge davon können Schlaganfall oder Herzinfarkt sein.“)

Dies beruht auf Ernährungsempfehlungen aus den 60er- / 70er-Jahren. Es wurde damals angenommen, dass Fett und Cholesterin für eine Verengung der Gefäße zuständig seien. Selbst groß angelegte Studien konnten dies nicht wirklich nachweisen.
Was man jedoch nachweisen konnte, ist, dass der Verzehr von vielen Kohlenhydraten zu mehr ungesunden Cholesterinpartikeln führt. Cholesterin ist nicht gleich Cholesterin. Es gibt unterschiedliche Partikel. Die fiesen kleinen dichten Partikel, die zu Ablagerungen an den Gefäßen führen, werden von der Leber aus Kohlenhydraten gebaut.

Genauer gesagt macht die Leber große Fetttropfen, wenn viele Kohlenhydrate gegessen werden. Diese großen Fetttropfen werden in Transportblasen gesteckt. Zusammen bilden Fetttropfen und Transportblase dann die sogenannten LDL-Partikel. Diese wandern durch den Körper und geben einen Teil des Fetts ab als Energie an die Zellen. Was übrig bleibt, sind kleine dichte LDL-Partikel. Fiese kleine dichte LDL Partikel, die bevorzugt in Gefäßen rumhängen und da Ablagerungen machen.
Wenn wenige Kohlenhydrate da sind, baut die Leber mittelgroße Fetttropfen und legt diese ab in der Transportblase. Dies sind ebenfalls LDL-Partikel. Diese mittelgroßen werden aber nie zu kleinen dichten LDL-Partikeln, sondern bleiben fluffig. Fluffige LDL-Partikel sind unheimlich nett und kuschelig und machen keine Ablagerungen in den Gefäßen.

Kurz gesagt:

Wenige Kohlenhydrate = wenige kleine, dichte LDL-Partikel
Es sind also Kohlenhydrate, nicht Fett, die Schlaganfälle und Herzinfarkte verursachen.

(Lieber Herr Prof. Wechsler, kennen Sie das Buch „Good Calories Bad Calories“? Wenn Sie mir mehr Studien zeigen können, die darauf hinweisen, dass eine ketogene Ernährungsweise zu Ablagerungen an den Gefäßen führt als Herr Taubes Studien dazu aufführt, dass Kohlenhydrate zu Ablagerungen an den Gefäßen führen – dann haben Sie hiermit eine persönliche Entschuldigung via Skype und ein persönliches Interview zur Gegendarstellung gewonnen. 😉

Sorry, den Kommentar konnte ich mir nicht verkneifen. Vielleicht, weil ich erstaunt bin, dass Sie einen Professortitel haben. Das heißt, dass Sie viel geforscht und gelesen haben, so einen Titel bekommt man ja eigentlich nicht einfach so. Ich wünschte nur, die Forschungsergebnisse zu Low Carb würden zu mehr Ärzten und Professoren durchdringen. Dann würden Menschen wie meine Mama vielleicht nicht fast an Herzproblemen sterben. Oder übergewichtig sein mit Diabetes. Oder mit Erwachsenen-Akne kämpfen. Oder mit Alzheimer. Oder Migräne. Das macht mich wahrscheinlich etwas wütend und daher mein fieser Kommentar. Über ein Interview mit Ihnen würde ich mich trotzdem freuen, Herr Professor Wechsler.)

c) Ketogene Diät führe zu einer erhöhten Harnsäureproduktion und könne somit zu Gicht führen

Das ist zum Teil richtig. Bei einer Umstellung von einer Ernährung mit vielen Kohlenhydraten zur ketogenen Ernährung produziert der Körper für mehrere Tage bis Wochen mehr Harnsäure. Danach produziert der Körper genauso viel Harnsäure wie vorher, wenn nicht sogar weniger.

Was genau die zwischenzeitliche Erhöhung der Harnsäure auslöst, ist noch unklar. Es hängt in jedem Fall mit der Umstellung der Energieversorgung des Körpers von Glukose auf Ketone zusammen. Möglicherweise ist das Hirn verzweifelt, weil es erstmal keine Energie in der gewohnten Form mehr bekommt. (Das Hirn braucht am meisten Energie aller Organe im Körper, selbst bei Menschen, bei denen man das Gefühl hat, dass sie es nur in Ausnahmefällen gebrauchen.) Dann baut der Körper etwas Muskelmasse ab und baut die Proteine zu Glukose um. In diesem Prozess entsteht wahrscheinlich die Harnsäure.
Wenn der Körper eine Weile lang nur Ketone als Nahrung hat, gewöhnt er sich daran. Dann funktioniert das Hirn wieder super und ist sogar glücklicher als zuvor, denn Ketone liefern eine hochwertigere Energie als Glukose.
(Wer jetzt Angst um seine hart trainierten Muskeln hat: Auch die leiden nur kurzfristig. Studien haben gezeigt, dass nach kurzer Zeit wieder alles dran ist. Und ja, man kann auf Ketose auch Muskeln aufbauen. Dauert „optisch“ nur länger, weil es reine Muskelmasse ist und keine Fettschicht darauf ist wie beim Muskelaufbau mit Kohlenhydraten.)

Bei den meisten Menschen ist eine vorübergehende Erhöhung der Harnsäure kein Grund zur Beunruhigung. Menschen, die zu Gicht neigen, sollten sich für eine Umstellung aber auf jeden Fall ärztliche Unterstützung holen.
Wenn du selbst bisher keine Probleme mit Gicht hattest, aber Verwandte von dir, lieber auch auf Nummer Sicher gehen. Eine Begleitung von einem Arzt, der sich mit Ketose auskennt ist bei der Umstellung nie verkehrt.

„Wer sich ketogen ernährt, sollte daher regelmäßig die Harnsäure kontrollieren lassen.“
Damit stimme ich überein. Sicher ist sicher!
Man sollte am besten auch andere Werte messen lassen, damit man mit eigenen Augen sehen kann, wie Entzündungswerte nach unten gehen, weniger fiese dichte LDL-Partikel im Körper sind, der Blutdruck sich normalisiert… Mit anderen Worten: Damit du mit eigenen Augen sehen kannst, wie du durch Ketose gesünder und fitter wirst.

Im Gegensatz zum Spiegel, der völlig ohne wissenschaftliche Quellen ausgekommen ist, um gegen Ketose zu wettern – hier ein kleiner Auszug von Studien zu Ketose. Die Studien erklären, wie Ketose bei Übergewicht, (Markern für) Herzkrankheiten, Diabetes, Akne, Krebs, PCOS und neurologischen Krankheiten hilft:

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